Der fast lebensgroße Kopf gehörte zum Grabmal einer Ordensfrau, vermutlich einer Äbtissin. Die rückseitig flache Bearbeitung und der umlaufende breite Rand sind Hinweis darauf, dass der Kopf ursprünglich einer auf der Tumba ruhenden Figur aus anderem Material, vielleicht polychrom gefasstem Kalksandstein, eingepasst gewesen ist. Vermutlich waren auch die Hände in Alabaster ausgeführt. Jene Teile also, die etwas von der Individualität der dargestellten Person mitzuteilen vermochten, erfuhren durch den gesondert ausgewählten Werkstoff eine Hervorhebung. Das durch den fest anliegenden Schleier gerahmte, fleischlos wirkende Antlitz spiegelt Züge eines Menschen wider, der sich asketischer Lebensweise unterworfen hatte.
Der Vereinigung verschiedenartiger Materialien begegnet man an französischen Grabdenkmälern seit dem fortgeschrittenen 14. Jahrhundert. Der straff gespannte Verlauf der Oberfläche und die verhaltene, zugleich eindringlich sprechende Physiognomie des Äbtissinnen-Antlitzes legen einen Vergleich mit französischen Werken nahe, die gegen 1450 zu datieren sind.
Entstehungsort stilistisch: Frankreich
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