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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [1894]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=868874&resolution=superImageResolution#1639034 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Volker Schneider (CC BY-NC-SA)
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Heiliger König

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Beschreibung

Bei der lebensgroßen Standfigur handelt sich um den zweiten König der Anbetung nach dem sogenannten französischen Schauspieltyp. Bei diesem kniet der ältere, hier nicht erhaltene König vor Maria, hat den Hut bzw. die Krone neben sich abgelegt und bietet dem Kind sein Geschenk dar, während sich der zweite im mittleren Alter zu dem außen stehenden jungen zurückwendet und erläuternd auf den Stern weist, der den Ort der Geburt Christi bezeichnet. Dabei befinden sich alle drei Könige auf einer Seite, in der Regel links von Maria. Diese szenische Darstellungsweise hatte sich spätestens im 13. Jahrhunderts möglicherweise als Reflex auf den dramaturgischen Ablauf des Dreikönigsspiels entwickelt, wie er sich in Frankreich seit dem 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Für die monumentalen Gruppen des 14. Jahrhunderts scheint sie kanonisch gewesen zu sein.
In dem von kräftig gelocktem, fast wildem Bart- und Haupthaar gerahmten Gesicht zeigt sich eine innere Aufgewühltheit, die Brauen treten deutlich hervor, die Lippen sind zur Rede geöffnet, die er an den dritten König wendet. Er spricht die Worte „Hoc signum magni regis“ („Dies ist das Zeichen des großen Königs“), wie es für die mittelalterlichen Spiele überliefert ist. Sind die bisher beschriebenen Gesten und die Mimik auf das Erkennen des Sterns von Bethlehem ausgerichtet, darf die Art, wie die rechte Hand nicht direkt, sondern ehrerbietig unter dem Mantel das Gefäß hält, als Vorbereitung auf die Darbietung des Weihrauchs angesehen werden. Im nächsten Moment wird sich der zweite König vom Stern weg zum Kind im Schoß der Muttergottes wenden, um niederzuknien und ihm das Geschenk zu überreichen.
Wahrscheinlich stand die Figur als Teil einer mehrfigurigen Anbetung der Könige an bzw. über den Pfeilern im Langhaus oder im Chor bzw. in einer Kapelle, wo im Abstand von jeweils einem Joch bzw. einer Fensterachse Skulpturen vor die Gewölbedienste gestellt werden konnten. Beide Varianten können für die Oberzeller Klosterkirche nicht ausgeschlossen werden. Dort ist ein Dreikönigszyklus mit Marienfigur im Chor durchaus vorstellbar, der Hochaltar war Maria und Michael geweiht, die Muttergottes Schutzpatronin des Prämonstratenserordens. Historische Gründe lassen die vage Vermutung zu, dass um die Mitte des 14. Jahrhunderts, also in der Zeit, als die Dreikönigsgruppe entstand, der Chor erweitert wurde.
Zieht man nun die mit großer Wahrscheinlichkeit zugehörige Maria im Mainfränkischen Museum Würzburg hinzu, so verdichten sich die Argumente für eine Aufstellung im Chor. Die Figur stimmt in den Maßen (H. 177,5 cm), Bewegungen und stilistisch sehr genau mit den Königen überein. Sie wurde 1904 bei der Wiedererrichtung der gefunden. Ihre majestätische Würde markiert ein kultisches Zentrum der Gruppe, auf das sich die emotionalisierte Reaktion der Könige als narratives Element bezieht und es ist gut vorstellbar, dass die Marienfigur in Nähe des Hochaltars an der östlichen Chorwand gestanden hat, die Könige an der Nordwand.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Würzburg

Historischer Standort: aus dem Chor der Klosterkirche Oberzell?

Material/Technik

Schilfsandstein

Maße

Gewicht: 280 kg; Höhe: 171,5 cm; Breite: 51 cm; Tiefe: 37 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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