Die Büste des Schmerzensmannes folgt einem beliebten Bildtypus, der vor allem in Italien um 1500 produziert wurde. Er zeigt menschliche Natur und demutsvolles Leiden des Gottessohnes, mit dem die Gläubigen der Zeit zum Mitfühlen angeregt und aufgefordert wurden. Die spanische Büste besticht im Gegensatz zu den oft idealisierenden italienischen Beispielen durch ihren Verismus. Seine langen braunen Locken und sein Bart sind dem im so genannten Lentulus-Brief geschilderten Aussehen des Gottessohnes verpflichtet. Auch wenn es sich um eine mittelalterliche Fälschung handelt, ist das angeblich von einem Publius Lentulus an den römischen Senat verfasste Schreiben, in dem er das Äußere Christi beschreibt, für bildliche Darstellungen des Gottessohnes von großer Bedeutung, da von Christus keine zeitgenössischen Beschreibungen seines Aussehens überliefert sind: »Sein Haar hat die Farbe einer frühreifen Nuss, anfangs bis zu den Ohren ist es glatt, dann lockig, dunkler und glänzender. Es fällt ihm bis auf die Schultern herab und ist in der Mitte nach Art der Nazaräer gescheitelt. ... Der Bart ist … kurz und in der Mitte ein wenig gespalten.«
Entstehungsort stilistisch: Spanien
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