Die in vereinfacht großen, auf Distanz wirksamen Gewandformen wiedergegebene gekrönte Figur stellt den heiligen Qurinus dar. Dieser galt, aufgrund einer späteren Ausschmückung der Legende, als Sohn des römischen Kaiser Philippus Arabs, von dem es hieß, dass er sich heimlich zum Christentum bekannt hätte. Das Standbild stammt möglicherweise aus einem Retabelschrein der Wallfahrtskirche St. Quirin am Ostufer des Tegernsees. Diese war der Benediktinerabtei Tegernsee unterstellt, wo auch die Gebeine des Heiligen aufbewahrt Wurden. Ebenso möglich scheint, dass das Bildwerk zum Flügelretabel über dem Quirinus-Altar der Abteikirche gehörte, die nach einer Erneuerung im frühen 15. Jahrhundert eine zeitgemäße Ausstattung von größtem Umfang erhalten hatte. (Darunter auch die 1446 vollendete ›Tabula magna‹ des Gabriel Angler des Älteren, von der sich zwei Flügelgemälde mit Szenen aus der Quirinus-Legende in der Gemäldegalerie, nunmehr im Bode-Museum ausgestellt, erhalten haben).
Der Schnitzkünstler, dem die Figur des heiligen Quirinus zu verdanken ist, schuf auch die Standbilder für das Hochaltarretabel der Benediktinerkirche von Fürstenfeld, eines der größten Beispiele süddeutscher Retabelkunst (heute nur noch die Schreinfiguren erhalten). Es wurde versucht, ihn mit Hans Haldner zu identifizieren, der in München eine Bildhauerwerkstatt leitete, deren Aktionsradius erst mit dem Auftreten Erasmus Grassers eine Einschränkung erfuhr.
Entstehungsort stilistisch: München
Historischer Standort: Tegernsee, Wallfahrtskirche St. Quirinus (?)
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