Die ungewöhnliche Figur, die ihre Parallelen am Sakramentshaus Adam Krafts in St. Lorenz in Nürnberg oder an der ›Tulpenkanzel‹ des Meisters H. W. in Freiberg besitzt, stellt einen knienden Mann dar, auf dessen linker Schulter ein mächtiges, vielteilig profiliertes Werkstück lastet. Dieses war Teil eines Kanzelfußes, über dem sich ehedem der Kanzelkorb erhob. Die Gestalt trug also auch jenen mit. Unter der Last von Werkstück und Kanzel sucht sie Gleichgewicht zu gewinnen. Die enorme Anstrengung teilt sich vor allem in den dumpf wirkenden Gesichtszügen mit. Wecken und Hufeisen deuten darauf hin, dass der Akt, dem sich der Kanzelträger unterworfen hat, Kraft und Beistand des Glücks erforderlich macht – sinnbildliche Darstellung des Baumeisters, der nicht nur die Bürde der Kanzel, sondern des gesamten Kirchenbaus auf sich geladen hat.
Entstehungsort stilistisch: Neckargebiet
Historischer Standort: Stiftskirche von Öhringen
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