Erhalten ist die rechte Hälfte eines Kinderkleides aus Leinen mit dem angesetzten unteren Ärmelteil. Vorder- und Rückenteil sowie der Ärmelansatz sind wie beim Kinderkleid MBK Inv. 9935 in einem Stück zugeschnitten. An die Seitenkanten des Vorder- und Rückenteils wurde je ein spitz zur Achsel auslaufender keilförmiger Einsatz genäht. Ein streifenförmiges Gewebe für das untere Ärmelteil wurde an den angeschnittenen oberen Ärmel geheftet. Seiten und Ärmel sind danach in einem Arbeitsgang geschlossen worden. Die Halsöffnung ist wie bei MBK Inv. 94/2015 vorn rund und hinten gerade eingeschnitten; die Kanten sind dort sorgfältig gesäumt. Um das Anziehen zu erleichtern, wurde auf der Schulter ein Dehnungsschlitz belassen. Um den Halsausschnitt sind schmale blaue Wollborten angebracht, deren Enden horizontal auf der Schulter liegen. Ein Stück der gleichen Borte ziert auch den Ärmelsaum.
Alle Borten sind mit aneinander gereihten Hexagonen und liegenden Kreuzen aus hellem Leinengarn sowie grüner, gelber oder bräunlich-oranger Wolle gemustert. Die Hexagone sind wiederum mit liegenden Kreuzen ausgefüllt. An der intakten Schmalkante der vorderen Halsborte sind noch zwei parallele, vertikale Linien zu erkennen. Die Farben sind heute vergraut.
Bei einem nahezu identischen Kinderkleid im Museum für Byzantinische Kunst (MBK 4/2010), ebenfalls aus Arsinoë, erbrachte die Radiocarbonanalyse einen Datierungszeitraum von 618-682 n. Chr. mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 %.
Veröffentlichung: C. Fluck, Die Textilsammlung des Museums für Spätantike und Byzantinische Kunst in Berlin, in: Textilforum 3, 1996, S. 48-49. - C. Fluck / K. Finneiser, Kindheit am Nil, Berlin 2009, 18-19, Nr. 4.
(Cäcilia Fluck 2017)
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