Die meisten überlieferten Würfel aus der Antike haben wie die heutigen Augenzahlen von eins bis sechs, die so verteilt sind, dass die Summe auf den gegenüberliegenden Seiten immer sieben ergibt. Auf diesem recht sorgfältig geschnittenen Würfel aus Bronze sind jedoch auf fünf Seiten sieben und auf einer Seite fünf Augen in Form von Kreispunktmotiven, die sich hell hervorheben, eingepunzt. Der Fünfer ist wie bei den heutigen Würfeln im „Quincunx“-Schema angeordnet, die Siebener in zwei unregelmäßigen Reihen zu je drei Punkten, zwischen denen mittig ein größeres Kreispunktmotiv liegt. Vermutlich war das Berliner Exemplar für ein ganz spezielles Spiel gedacht, bei dem der Fünfer ein „Trumpf“ gewesen sein könnte.
Würfel wurden wie heute u. a. für Brettspiele benötigt. Besonders beliebt waren strategische Würfelspiele, bestehend aus einem in mehrere Felder oder Ebenen gegliederten Spielbrett, in die unterschiedlich viele Löcher gebohrt waren. Eine spätantike Variante des sogenannten „58-Löcher-Spiels“ befindet sich zum Beispiel heute im Louvre (Département des antiquités égyptiennes, Inv. E 11717). In die Löcher waren Spielfiguren in Form von spitzen Stäbchen mit unterschiedlich gestalteten Köpfen (Tier- oder Menschenköpfe in Miniatur, Kugeln, konische oder zylindrische Elemente) für jeden Mitspieler zu stecken. Nach diesem Prinzip wurde bereits in pharaonischer Zeit gespielt. Am weitesten verbreitet war das Senet-Spiel, von dem sich die meisten anderen Spiele ableiten. Das altägyptische Wort snt bedeutet so viel wie „vorbeigehen, passieren“ und erklärt damit den Zweck des Spiels: Spielsteine der beiden Parteien müssen möglichst schnell das Spielfeld durchqueren und verschiedene Hindernisse passieren. Die „Würfel“ für dieses Spiel waren allerdings keine Kuben sondern längliche Stäbchen aus Holz oder Knochen.
Veröffentlichung: C. Fluck / K. Finneiser, Kindheit am Nil, Berlin 2009, S. 56-57, Nr. 24
(Cäcilia Fluck 2017)
Entstehungsort stilistisch: Byzantisches Reich
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