Der figürliche Schmuck der Pyxis, deren Wandung wie üblich aus dem ovalen Wurzelbereich des Stoßzahnes gewonnen wurde, beginnt rechts neben einer wenig erhabenen Fläche, auf der ursprünglich der Schlosskasten montiert war. Maria sitzt spinnend auf einem Klappstuhl; von rechts naht ein Engel mit weit ausgebreiteten Flügeln. Unmittelbar anschließend der Ritt nach Bethlehem, mit Maria, die eng den Arm um Josephs Hals legt. Wiederum ist ein Engel zugegen, der den Esel führt. Lückenlos schließt sich die nächste Szene an, wo Ochs und Esel die gemauerte Krippe mit dem Christuskind flankieren und Salome ihre Hand dem Kind entgegenstreckt, die wegen ihrer Zweifel an der Jungfrauengeburt verdorrt war. Über der Krippe steht der sechsstrahlige Stern. Es folgt Maria auf einem Polster ruhend; sie richtet ihren Blick auf einen Engel, der mit Kreuzstab und Weihrauchgefäß herbei schreitet.
Dass für den Bildschmuck einer Pyxis ausschließlich Marienszenen gewählt wurden, ist innerhalb der mehr als 40 erhaltenen Pyxiden mit christlichen Darstellungen einzigartig. Stilistisch steht die Schnitzarbeit dem sog. Murano-Diptychon in Ravenna nahe, woraus eine Datierung in die Zeit um 500 und die Lokalisierung in den oströmischen Kunstraum abgeleitet werden.
(Gudrun Bühl)
Entstehungsort stilistisch: Oströmisches Reich
Historischer Standort: Minden (?)
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