Das Relief ist architektonisch gegliedert. Zwei gedrungene Halbsäulen flankieren eine reich ornamentierte, quadratische Fläche. Deren Schmuck konzentriert sich um ein gemmenbesetztes, gleichschenkliges Kreuz, hinter dem die Arme eines X, also des griechischen Chi als Abkürzung des Namens »Christus«, hervorschauen. Eingepasst ist das Kreuz in konzentrische Kreise, die aus einem endlos verschlungenen, dreisträhnigen Band gebildet werden. Die Zwischenräume füllen zur Mitte hin lilienähnliche Dreiblätter, nach außen Akanthuswedel. Den unteren Abschluss bildet ein wulstiger Zickzackfries mit kugeligen Knäufen in den Zwischenräumen. Auch die Schäfte der flankierenden Säulen sind ganz mit Ornamenten überzogen. Die Funktion des Stückes wird herkömmlich als Brüstungsplatte einer Abschrankung in einer Kirche bestimmt. Problematisch ist allerdings die geringe Höhe und die Tatsache, dass außen an den Halbsäulen, wo anschließende Brüstungsplatten zu erwarten wären, nur schmale unverzierte Ansätze sitzen. Allerdings überzeugen auch die Deutung als Wanddekoration oder Altarfront nicht.
Der Stil des Reliefs wird durch eine scharfkantige Begrenzung der Einzelformen, das Ausfüllen sämtlicher Flächen mit variierenden Ornamenten und eine kontrastreiche Hell-Dunkel-Wirkung charakterisiert. Es reiht sich damit in die frühbyzantinische Reliefkunst Ägyptens des 6. Jahrhunderts. Eine vergleichbare Auffassung zeigt die Ornamentik aus der sog. Südkirche des Apollonklosters zu Bawit, ohne dass dadurch die in Inventar und Literatur vermutete Herkunft des Stückes von dort gesichert wäre. Unbestritten ist die vorzügliche Qualität des Stückes, das wahrscheinlich zur Austattung einer Kirche in Oberägypten gehörte.
Historischer Standort: Bawit (?)
de