Sohle und Oberleder dieses Kinderschuhpaars scheinen aus demselben braun eingefärbten Leder zu bestehen. Das Leder ist heute etwas brüchig, die ursprüngliche Farbe vergraut oder verblichen. Dennoch befinden sich beide Schuhe in einem erstaunlich guten Zustand ohne nennenswerte Risse oder gar Löcher. Die beiden Enden des passgerecht zugeschnittenen Oberleders sind an der Ferse zusammengenäht. Die Vorderkappe ist in dem Bereich, der die Zehen umgibt, gerundet. Am Rist setzt ein sogenannter Hahnenkamm in Herzform an. Er wird von einem schmalen Band aus einem roten, eingerollten Lederstreifen eingefasst, welches auch die ganze Oberkante beider Schuhe umläuft. Auf der Vorderkappe ist jeweils eine kleine runde Schnecke aus einem schmalen Lederband aufgebracht. In der Mitte ist sie rot, nach außen wird sie heller. Ob das Leder hier verblichen ist, ob es ursprünglich anders eingefärbt war, oder ob eventuell sogar wie bei einem sehr ähnlichen Stück in der Sammlung Katoen Natie in Antwerpen Partikel aus Silber und Gold verwendet wurden, kann nur durch eine gezielte Materialanalyse festgestellt werden.
Während in römischer Zeit überwiegend Sandalen getragen wurden, bevorzugte man in der Spätantike bis in die frühislamische Zeit hinein geschlossenes Schuhwerk. Einige den Kinderschuhen sehr ähnliche Exemplare aus der erwähnten Sammlung Katoen Natie sind jüngst mittels Radiocarbonanalyse in die Zeit von 420-600 n. Chr. datiert worden. Die Untersuchungsreihe ist zwar noch nicht abgeschlossen, die kaum voneinander abweichenden Einzelresultate liefern aber bereits einen Datierungsanhaltspunkt für das Berliner Kinderschuhpaar. Sehr ähnliche Schuhe für Erwachsene sind sowohl in der oberägyptischen Stadt Achmim als auch in Antinoupolis gefunden worden.
Veröffentlichung: C. Fluck / K. Finneiser, Kindheit am Nil, Berlin 2009, S. 28-29, Nr. 9
(Cäcilia Fluck 2017)
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