Die Abrollung des sehr sorgfältig geschnittenen Rollsiegels gibt eine Szene aus dem sog. Anzu-Mythos wieder. Zu erkennen ist der auf einem gehörnten Mischwesen aus Löwe, Vogel und Skorpion (abubu) stehende Kriegsgott Ninurta, der mit seinem mit Sternen verzierten Bogen Anzu, hier dargestellt als Mischwesen aus Löwe und Vogel, jagt. Ninurta ist zusätzlich mit einem Schwert und einem Krummschwert bewaffnet und Pfeilköcher ragen hinter seinen Schultern hervor. Im oberen Bildbereich, zwischen den beiden Kontrahenten, befindet sich eine Flügelsonne, über dem Kopf des Mischwesens Anzu ist eine Mondsichel zu erkennen. Rechts neben Anzu ist eine kleine sich nach links wendende Wettergottfigur dargestellt. Der kleine Gott ist mit einem langen geschlitzten Gewand bekleidet, erhebt eine Hand und hält in der anderen Hand ein Blitzbündel. Auf dem Kopf trägt er einen hohen sternenbekrönten Polos mit einem Hörnerpaar. Links neben der Jagdszene ist ein stehende betende Figur zu erkennen. Der Kopfbereich der Figur hat sich aufgrund der Beschädigung des Siegels leider nicht erhalten. Eine keilschriftliche Legende ist im Bildfeld verteilt. Aus ihr erfahren wir, dass der Besitzer des Siegels Ninurta-bel-usur, ein Eunuch, war. Über Ninurta-bel-usur ist außerdem bekannt, dass er im Jahr 876 vor Christus das Eponymat innehatte und dass er Gouverneur der Stadt Kar-Salmanassar, dem antiken Til Barsip und heutigen Tell Ahmar (Syrien), war.
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