Die Darstellung einer der Pausen während eines Opernballs erinnert an Menzels berühmtes Bild „Das Ballsouper“ in der Nationalgalerie (A I 902), das Schlichting mit Sicherheit kannte. Die Szene ist ebenfalls von oben gesehen, es gibt eine ähnliche Fülle an Details, die die Bildfläche mosaikartig auflösen. Die Figuren sind vergleichsweise weniger ausgeführt, aber wiederum auch nicht zusammengefasst; die in Pastelltönen gehaltene Darstellung wirkt wie leicht verschwommen.
1925 erwarb das Kultusministerium in Absprache mit Ludwig Justi aus den Berliner Ausstellungen aller Richtungen (Sezession, Novembergruppe, Akademie , Große Berliner Kunstausstellung) eine besonders große Anzahl von Kunstwerken, die entweder in die Nationalgalerie gelangten oder zur Ausschmückung der Räume von Staatsgebäuden vorgesehen waren. (Kristina Kratz-Kessemeier, Kunst für die Republik. Die Kunstpolitik des preußischen Kultusministeriums 1918 bis 1932, Berlin 2008, S. 503) Die Förderung von Künstlern aller stilistischen Richtungen war dem Ministerium ein wichtiges Anliegen. Das freundliche Bild von Schlichting, dem Vorsitzenden des Vereins Berliner Künstler, gelangte zu Ausstattungszwecken in ein Staatsgebäude und erst 1952 in die Nationalgalerie. | Angelika Wesenberg
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