Porträt Erna Cohnitz

1913 hatte Erna Cohnitz (1884–1971) dem befreundeten Bildhauer Fritz Klimsch erstmals für eine Büste in Pietra serena Modell gesessen (wohl zerstört). Wenige Jahre später, 1918, etwa um dieselbe Zeit, als Klimsch eine weitere Büste von ihr aus Marmor schuf (Nationalgalerie, Inv.-Nr. NG 13/71), porträtierte auch Fritz Rhein die selbstbewußte Ehefrau des Berliner Rechtsanwalts und Notars Ernst Cohnitz. Kam der Kontakt nicht durch Klimsch zustande, dürfte Rhein dem Ehepaar Cohnitz in den gehobenen Berliner Kreisen begegnet sein, deren Mitglieder ihn in den Jahren der Weimarer Republik vielfach für Porträts beauftragten. Eine Generation jünger als John Singer Sargent, John Lavery oder Giovanni Boldini zählt Rhein zu den erfolgreichen Gesellschaftsmalern seiner Zeit. »Seine Menschen sind feinnervig, die Frauen insbesonders, feingliedrig und etwas zerbrechlich. Sie beschäftigen sich mit Theater, Musik, bildender Kunst und schönen Büchern, kleiden sich mit Geschmack und Reserve, wohnen in kühlen, vornehmen Häusern, besitzen weltbürgerliche Unbefangenheit und Sicherheit«, resümierte der Kunstschriftsteller Guido Joseph Kern, der Rhein häufig im Atelier besuchte (Westermanns Monatshefte, Jg. 72, 1927/28, S. 603). | Regina Freyberger