Hans Koberstein, der Neffe des Landschaftsmalers Carl Friedrich Lessing, schuf neben monumentalen Decken- und Wandgemälden, unter anderem im ehemaligen Hamburger Bahnhof in Berlin (zerstört), insbesondere historische Genremotive. 1906 zeigte er auf der Großen Berliner Kunstausstellung ein erstaunlich aktuelles Bild über den Alltag der Grubenarbeiter: Schlagwetterexplosionen, Grubenbrände und andere Unglücke forderten im 19. und frühen 20. Jahrhundert im Bergbau immer wieder zahlreiche Opfer. Koberstein mag für sein Gemälde daher durchaus ein reales Ereignis, vermutlich aus dem Ruhrgebiet, als Vorbild herangezogen haben; dafür spricht der dokumentarische Charakter des Bildes. Etwas trocken im Vortrag, dafür umso größer im Format, schildert Koberstein die Beerdigung dreier verunglückter Arbeiter, die, nach den schwarzen Schachthüten zu schließen, im Erzbergbau tätig waren. Die mit Blumenkränzen geschmückten Särge sind vor einem gotischen Marienaltar aufgebahrt; der Pastor spricht über sie mit gefalteten Händen ein Gebet. Der Zeremonie wohnen rechts des Altars die Frauen und Kinder der Bergleute bei, links die erschütterten Kumpel in Uniform, die den Verstorbenen auch in Form einer Garde die letzte Ehre erweisen. Das Bild wurde 1906 vom Staat erworben; es war für das wenige Zeit später neugegründete Provinzialmuseum in Münster in Westfalen bestimmt und wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. | Regina Freyberger
de