Der bildmäßig ausgeführte Entwurf für ein Wandgemälde im Treppenhaus des Regierungs- und Gerichtsgebäudes in Kassel ist wohl der späteste von den drei erhaltenen (Neue Galerie, Kassel; Amtsgericht, Kassel). Er kommt mit den zahlreichen, neu eingeführten Figuren im Vordergrund und der Darstellung des deutschen Kaisers, der unter einer Eiche auf einem prächtigen Thron zu Gericht sitzt und zugleich einer Truppenparade beiwohnt, der späteren Ausführung im Kasseler Justizpalast am nächsten. Das zweite Hauptgemälde dort, die »Überreichung der Pandekten an Kaiser Justinian«, malte Hermann Knackfuß (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 570), die vier Kardinaltugenden Joseph Scheurenberg. Der Auftrag an die drei Künstler erfolgte im Jahr 1882; bis August 1890 war Kolitz mit seinem Wandbild beschäftigt. Anfang der 1920er Jahre wurde die Ausmalung durch neue Fresken ersetzt.
Seit der ersten Reichsversammlung unter Karl dem Großen fanden diese jährlich in verschiedenen Reichs- und Bischofsstädten des Heiligen Römischen Reiches statt. Die Reichstage dienten ursprünglich der Heerschau im März oder Mai, vor den Kriegszügen im Sommer, daher der Name ›Maifeld‹. Die Darstellung von Kolitz ist eine assoziative Kompilation damals gängiger Vorstellungen vom Mittelalter. Denkbar ist allerdings, daß der Maler auf den berühmten Mainzer Hoftag Kaiser Friedrichs I. Barbarossa an Pfingsten 1184 Bezug nimmt. Da die Ankündigung des Hoftages bereits ein Jahr im voraus erfolgt war, konnten neben den Besuchern aus den Reichsgebieten nördlich der Alpen auch Franzosen, Spanier, Engländer, Italiener und Besucher vom Balkan anreisen. Die hohen Besucherzahlen und die prächtigen Veranstaltungen zeugten von der Machtentfaltung der Staufer. | Angelika Wesenberg
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