Konventraum des Grauen Klosters zu Berlin

Den geplanten Um- und Ausbau von historischen Bauten empfand man im 19. Jahrhundert mitunter als drohenden Verlust an Romantik und versponnener Schönheit: Die Gebäude des Franziskanerklosters in Berlin wurden nach der Reformation und wenige Jahre nach dem Tod des letzten Franziskaners ab 1574 für das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster genutzt. Bekannte Schüler waren unter anderem Johann Gottfried Schadow, Karl Friedrich Schinkel und Friedrich Schleiermacher. 1813 gab es einen Wiederherstellungs- und Umbauplan Schinkels, 1827 einen weiteren von Baurat Cantian. 1830 stellte Elsasser auf der Berliner Akademieausstellung acht Ansichten des ehemaligen Franziskanerklosters aus (Kat.-Nr. 111–118), darunter allein sechs Ansichten des Konventraums, dessen Umbau zu Schulzimmern und Wohnungen geplant war. Er fand offensichtlich Käufer, denn 1831 folgte die vorliegende Ansicht. Der vom Ausbau bedrohte Raum erscheint in diesem Bild wie ein Organismus, eine gewachsene Architektur mit Verletzungen, aber voll Leben, frischem Grün, hellstem Sonnenlicht und tiefstem Dunkel, und die imaginierte Erscheinung der disputierenden Mönche zeigt ihn zugleich als geschichtsträchtigen Ort. Die Belebung der Darstellungen alter sakraler Architektur nicht nur durch Elemente der Natur, sondern durch Mönche als historische Staffage war eine Mode. – Die Kirche ist heute Ruine, das Kloster nach Zerstörung abgetragen. | Angelika Wesenberg