Nachdem Gottfried August Bürger (1747–1794), der bedeutendste Lyriker des Sturm und Drang und Schöpfer der volkstümlichen deutschen Ballade, 1772 eine Stelle als Amtmann in Gelliehausen bei Göttingen angenommen hatte, lernte er im benachbarten Niedeck die Familie des Justizamtmanns Johann Karl Leonhart kennen. 1774 heiratete er dessen ältere Tochter. Im gleichen Jahr wurde der aus Berlin stammende Bildnismaler Leopold Matthieu, Sohn von Anna Rosina Lisiewska, beauftragt, mehrere Mitglieder der Familie Leonhart zu porträtieren, darunter den Amtmann und dessen Töchter Dorette und Auguste. In diesem Zusammenhang schuf der 24jährige Matthieu auch das kleinformatige, lange Zeit als Werk eines unbekannten Künstlers geltende Bildnis des Dichters. Bürgers ausgeprägte Gesichtszüge, seine hohe Stirn und kühn vorspringende Nase wirken treffend erfaßt. Perücke, gelber Hemdkragen und weiße Halsbinde rahmen das Gesicht belebend ein und geben helle Kontraste zum dunklen Mantel und neutralen Hintergrund. | Birgit Verwiebe
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