Neben der Historienmalerei war Schrader vor allem mit Bildnissen erfolgreich, von denen sich mehrere in der Nationalgalerie erhalten haben. Das Porträt Joachim Heinrich Wilhelm Wageners (1782–1861) entstand, als der Bankier und große Sammler zeitgenössischer Kunst, der erste Stifter der Nationalgalerie, bereits zwei große Historienbilder von Schrader besaß – vielleicht als Zugabe zu »Esther vor Ahasver« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 220), um eine verspätete Lieferung des Bildes zu verbrämen. Eine nicht mehr erhaltene Beschriftungstafel bezeugte, das Bild sei »dem Herrn Konsul als ein Zeichen der Verehrung von dem Künstler dargebracht« (Wagener führte den Titel eines königlich schwedischen und norwegischen Konsuls). Das nüchterne Bildnis zeigt den Vierundsiebzigjährigen mit müdem, skeptischem Blick in einer Abstand gebietenden Pose. Die barocke Säulen- und Vorhangkulisse hinter ihm wirkt umso mehr wie ein bloßes Zitat, als sie in skizzenhaft dünn aufgetragenen Brauntönen hingewischt ist. Wagener, der damals seine letzten Erwerbungen machte und drei Jahre später sein Vermächtnis an den preußischen Kronprinzen Wilhelm (I.) formulieren sollte, und der mehr als zwanzig Jahre jüngere, bereits berühmte Maler gingen dank der langjährigen Akademie-Ehrenmitgliedschaft des Bankiers als Kollegen miteinander um. Eine andere Bildnisfassung, diesmal als Kniestück, malte Schrader wohl einige Jahre später. Sie ist verschollen. – Kupferstich von Gustav Seidel, 1866. | Claude Keisch
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