Grabmäler waren im Zeitalter der Empfindsamkeit und der nachfolgenden Romantik zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Alltagskultur geworden. Sowohl in Gartenanlagen als auch in der bildenden Kunst gehörten sie zum gängigen Motivschatz. Blechens Darstellung eines weißen Marmorsockels mit trauernden weiblichen Figuren, umgeben von düsterem Pflanzendickicht, mutet gespenstisch an. Wie ein Phantom taucht das vom Licht beschienene Grabmal aus der Dunkelheit auf. Möglicherweise griff Blechen in diesem beeindruckenden Jugendwerk auf Vorbilder wie Caspar David Friedrichs Todesallegorien oder Jacob van Ruisdaels »Judenfriedhof« (Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden) zurück. Zudem hat er vermutlich persönliche Erschütterungen verarbeitet, die mit dem Selbstmord des Vaters im Jahre 1821 in Zusammenhang stehen. Die kleinformatige Studie war wohl als Vorarbeit für ein größeres Werk gedacht. | Birgit Verwiebe
de