Das dem Symbolismus Böcklins nahestehende Bild »Wächter vor dem Liebesgarten« zeigt im Vordergrund einen geharnischten Ritter in streng frontaler Haltung, die senkrecht gehaltene Lanze mittig vor der Bogenöffnung hinter ihm. Ein liegender Löwe in der gefliesten Vorhalle verstärkt die Abwehr. Der quadratische Hof wird auch im Hintergrund von einer Mauer mit Bogenöffnungen begrenzt, dahinter sieht man Pinien, die der Szene ihren italienischen Charakter verleihen. In dem umwachten Liebesgarten flanieren und spielen Jünglinge, Frauen und Kinder auf einer Rasenfläche mit einem Springbrunnen in der Mitte. Der Biograph und Freund Henry Thode zählt sowohl die »Bogenschützen« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 776) als auch die zahlreichen Ritterbilder zur großen Werkgruppe der »Phantasien«. Die dargestellten Ritter verleiteten ihn gar zu einer direkten poetischen Ansprache: »Bis ihr zum Ziele eurer Wanderschaft kommt! Ihr zu dem Liebesgarten, dessen sonnige Seligkeit ihr mit dem Löwen zusammen treulich bewachen werdet« (H. Thode, Thoma, Stuttgart 1909, S. LVIII). – Eine Studie von 1889 befindet sich im Muzeum Narodowe w Warszawie (45 × 25,2 cm; vgl. Kraina Thomy, Ausst.-Kat., Warschau 1990, S. 89); eine gleichnamige Variante mit deutlich veränderter Darstellung von 1895 verzeichnet Henry Thode (Verbleib unbekannt; vgl. H. Thode, Thoma, Stuttgart 1909, S. 394). | Angelika Wesenberg
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