Im Frühjahr 1880 ging Ludwig Noster zum ersten Mal für eineinhalb Jahre nach Volendam und Edam am Zuidersee in Nordholland. Weitere Studienaufenthalte folgten in den Sommermonaten der 1890er Jahre. Genrebilder holländischer Thematik, wie »Ein ruhiges Stündchen« von 1895, dominierten in dieser Zeit sein malerisches Œuvre. In Aufbau und Bildaussage dem 1891 entstandenen Bild »Kleiner Besuch« (Nationalgalerie, Fremdbesitz) vergleichbar, ist auch in der vorliegenden Genreszene eine schlichte Stube zu sehen, in die rechts durch ein großes Fenster warmes Tageslicht fällt. Links sitzt in strengem Profil der Vater, genüßlich eine Pfeife rauchend, am Tisch ist die Tochter über ihre Schreibarbeit gebeugt, am Boden, gegen die Wand gelehnt, hockt ein Knabe mit leicht verdrossenem Gesichtsausdruck. Nach 1900 erwarb Noster mehrere alte Häuschen am Zuidersee, um sie vor dem Verfall und Abriß zu schützen, und ließ 1907 sogar ein ehemaliges Kapitänshaus in Edam restaurieren und mit holländischen Möbeln für malerische Studien ausstatten. So wurde für ihn aus dem bis dahin gemalten idyllischen Holland zuletzt auch eine denkmalpflegerische Lebensaufgabe. | Regina Freyberger
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