Der begehrte Wiener Porträtmaler Hans Canon war im September 1885 erst 56jährig gestorben. Das Fehlen eines repräsentativen Bildes in der Sammlung der Nationalgalerie wurde nun bedauert und erschien zugleich als Chance. Der Wiener Bildhauer Victor Tilgner schrieb im Juni 1886 an Direktor Jordan: »Man erzählt mir in Wien, daß die Berliner Nationalgallerie die Absicht hat ein Bild Canon’s zu kaufen. Es machte sich in diesem Sinne die Eigentümerin eines der schönsten Bilder Canon’s Frau L[…] Jauner, jetzt Frau Louise Bauer (ihr Mädchenname), an mich, ob ich mich nicht verwenden könnte, ob die Nationalgallerie ihr Bild, welches in der österreichischen Abtheilung neben dem Kaiserbilde von L’Allemand hängt, kaufen möchte« (SMB-ZA, I/NG 1467, Journal-Nr. 1886/546). Jordan veranlaßte, daß das Bild noch in die seit Mai laufende Jubiläumsausstellung der Königlichen Akademie der Künste aufgenommen und im Nachtrag des Kataloges verzeichnet wurde. So war Gelegenheit gegeben, das Bild begutachten zu lassen und Antragstellung und Ankauf in die Wege zu leiten. Das Bild wurde wie in der Akademieausstellung verzeichnet als »Frauenbildnis« inventarisiert, denn allein seines malerischen Wertes wegen war es erworben worden: Die Porträts Canons sind dezenter als jene des Zeitgenossen Hans Makart. Dieses ist in einer einheitlichen beige-rot-braunen Farbpalette gehalten.
Die Dargestellte und Besitzerin, Louise Jauner, geborene Bauer (Lebensdaten unbekannt), war die Frau des Wiener Hofgraveurs und Medailleurs Heinrich Jauner (1833–1912), der wie Canon zunächst Schüler bei Ferdinand Georg Waldmüller war, bevor er das väterliche Geschäft übernahm. | Angelika Wesenberg
Angaben zur Herkunft:
Hans Canon (15.3.1829 - 12.9.1885), Maler
1881
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