Die Identität des Dargestellten Joseph Baptist Bauer, eines 1820 geborenen Artilleriehauptmanns, bezeugt ein rückseitiger Zettel von der Hand des Restaurators der Schleißheimer Gemäldesammlung, Anton Zwengauer. Julius Meier-Graefe überliefert, wie Marées nach einem »hinlänglichen Frühschoppen« (Hans von Marées, Bd. 1, München 1910, S. 80) Zwengauers Werkstatt betrat, den fuchsbärtigen Offizier am Fenster erblickte und ohne Umstände auf einer großen Leinwand in nur zwei Stunden eine Figur in Lebensgröße hinschleuderte. Wenige Jahre darauf wurde das Bild, offenbar noch in der Werkstatt des Restaurators, zerstückelt; nur der Kopf blieb, allzu eng beschnitten, erhalten. Ihm sieht man an, was Marées damals an der Dekorationsarbeit im Ambiente eines Barockschlosses gelernt hatte: das zügige Zusammenziehen beobachteter Tatsachen zugunsten einer suggestiv einheitlichen Erscheinung. Schräge Pinselzüge herrschen vor, Bart und Schnurrbart wachsen grotesk zusammen, ihre Schrägen und die Schrägen von Ohr, Augenbögen, Nase sammeln sich zu einer Dynamik, von welcher der unheimliche Blick sich die Kraft leiht. Das dunkle Bild wird von den Interieurtönen Gold- und Rotbraun beherrscht; hier wie in anderen Porträts Marées’ aus diesen Jahren wird der Eindruck Rembrandts bemerkbar. | Claude Keisch
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