In seiner späten Schaffensphase widmete sich Ferdinand Georg Waldmüller verstärkt Darstellungen ländlichen Volkslebens, gelegentlich mit sozialkritischer Aussage. Seine häufig aus dem Wiener Umland stammenden Modelle wie Dorfkinder, Mägde, Burschen und Bauern studierte er genauestens. In »Rückkehr von der Kirchweih« treffen Besucher eines Kirchweihfestes mit dem Reisewagen auf einem typisch niederösterreichischen Bauernhof ein. Während einige der Ankömmlinge noch im Begriff sind, aus der Kutsche zu steigen, spannt ein Knecht bereits die Pferde aus. Mitgebrachte Geschenke werden verteilt und bewundert. Im vom Sonnenlicht hell beleuchteten Zentrum des Bildes laufen drei blonde Kinder direkt auf den Betrachter zu und präsentieren ihre Lebkuchen. Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Bauerntochter im Vordergrund rechts. Sie trägt einen Kranz Rosen im Haar und hat auf dem Fest offensichtlich von ihrem zukünftigen Ehemann ein rotes Tuch als Brautgeschenk erhalten. Stolz zeigt sie der Großmutter das Zeichen ihrer ehelichen Bestimmung. Die Freude der Auserkorenen, das Staunen der sie umringenden Kinder, von Magd und Knecht, hat der Künstler überzeugend zum Ausdruck gebracht. Die verschiedenen anekdotisch geschilderten, bewegungsreichen Szenen werden auf dem Dorfplatz wie auf einer Bühne zusammengeführt. Spannungsreich gliedert der Wechsel von grellen Sonnenpartien und langen Schatten das Geschehen und steigert die suggestive Wirkung der Komposition. | Birgit Verwiebe
Erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
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