1826, während seiner Tätigkeit als Bühnenmaler, zeigte Carl Blechen auf der Berliner Akademieausstellung neun Gemälde »nach eigener Erfindung«, die von der Kritik allgemein positiv aufgenommen wurde: »Herrn Blechens kühne, fruchtbare Phantasie im Gebiet des Schauerlichen«, schrieb die Spenersche Zeitung vom 28. Oktober 1826, »hat sich denn auch jetzt in seinen Landschaften meist überall vorteilhaft an den Tag gelegt […]. Unter den kleineren Studien räumen wir den Figuren des höchsten Entsetzens, die, wo wir nicht irren, aus Hoffmanns Teufels-Elixiren entnommen sind, den Vorzug ein. Wir glauben, der geniale Hoffmann würde sich ihrer gefreut haben; denn sie sind in der Tat imstande, unser Haar sich sträuben zu machen.«
Blechens kleinformatiges Gemälde »Pater Medardus« zeigt einen mit angstverzerrtem Gesicht flüchtenden Mönch in einem düsteren Gewölbe. Die Finger seiner erhobenen Hände wirken krampfartig gespreizt, seine weit aufgerissenen Augen heften sich auf die grelle Flamme einer umgestürzten Lampe, aus der Finsternis taucht der Kopf eines Ungetüms auf.
Als literarische Vorlage für dieses Bild diente Blechen E. T. A. Hoffmanns 1816 erschienener Roman »Die Elixiere des Teufels«. Darin werden Künstlernaturen geschildert, deren Schicksal von Bewußtseinsspaltung, Sinnesverwirrung und Doppelgängertum bestimmt wird. Hoffmann erzählt die geheimnisvolle Lebensgeschichte des Kapuzinermönchs Medardus, der, durch den Teufel verführt, heimlich einen als Reliquie gehüteten alten Wein austrinkt, um seine Wirkung zu erfahren. In der Suchernatur der Figur des Medardus sah Blechen wohl Teile der eigenen Existenz gespiegelt. | Birgit Verwiebe
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