Das Leben des in Paris bei Jacques-Louis David ausgebildeten, in Rom niedergelassenen Schweizers Léopold Robert war von Melancholie belastet und endete in einem bestürzenden Selbstmord aus unerfüllter Liebe zur Witwe eines Neffen Napoleons. Seinen Ruhm, der sich schnell durch ganz Europa bis nach Rußland verbreitet hatte und auch Berlin nicht ausließ, verkündete am hörbarsten 1831 der junge Heinrich Heine in einer Besprechung des großen Bildes »Ankunft der Schnitter in den Pontinischen Sümpfen« (Musée du Louvre, Paris; vgl. H. Heine, Werke, Säkularausgabe, Bd. 7, Berlin 1970, S. 36).
Seit 1819 entdeckte Robert für die Malerei das Leben der Briganten – Räuber in den Apenninen und den Albaner Bergen, die jahrzehntelang dem Militär und der Polizei trotzten – als ein zeitgenössisches Exempel für Freiheit und Naturwüchsigkeit. Parallel dazu malte er idyllische Bilder italienischer Landmädchen. Die in greifbar modellierter Körperlichkeit und leuchtend kräftiger Farbigkeit ganz in den Vordergrund gesetzten anmutigen Mädchen bieten eine klassizistisch-pathetische Variante zur nazarenischen Auffassung ähnlicher Motive. Mehrfach erkennt man auf den Bildern Roberts, der eine Trachtensammlung besaß, das charakteristische rote Überkleid der Bewohnerinnen der Insel Procida unweit Neapels, die Robert 1822 und 1825 besucht hatte. | Claude Keisch
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