Mit diesem Bild ehrte der junge Braunschweiger Maler Friedrich Georg Weitsch seine Eltern, den Landschaftsmaler Pascha Weitsch (1723–1803) und dessen erste Ehefrau Anna Magdalene (1721–1783). Vater Weitsch trägt in der linken Hand Pinsel und Palette, die Mutter hält eine gespannte Leinwand, vielleicht ein fertiges Werk, in Händen. Abgesehen davon, daß Anna Weitsch sehr bildbeherrschend dargestellt ist, was zu der Vermutung führte, das Bildnis des Vaters gehöre nicht zur ursprünglichen Konzeption, entspricht die Komposition dem Schema ›Selbstbildnis mit Ehefrau‹. Am Ende des 18. Jahrhunderts geriet das Motiv ›Maler und Ehefrau‹ aus der Mode. Die neue Kunstauffassung, der Wandel vom Rokoko zum Klassizismus, war verbunden mit einer nun auch gewandelten Sicht auf die Rolle des Künstlers. Die Schöpferkraft, auch die eigene, wurde nun zu einem Thema der Malerei. Künstler wurden in der Folgezeit allein, oft grübelnd dargestellt. Nur selten noch trat eine Frau als Muse auf. Später sollte bei Arnold Böcklin ein inspirierender, fiedelnder Tod die Stelle der Gattin einnehmen (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 633).
Pascha Weitsch wandte sich gerade zum Zeitpunkt der Darstellung durch seinen Sohn und mit diesem einer neuen Kunstauffassung zu. Gemeinsam unterhielten sie enge geistige und persönliche Beziehungen zu den Vertretern der Aufklärung in Braunschweig und zum Freundeskreis um Gleim in Halberstadt. Pascha Weitsch malte nun heimatliche Natur, ›Vaterländisches‹, sinnbildhafte Eichen. Er entdeckte die Schönheit des nahen Harzes mit seinen wilden, historischen Orten. | Angelika Wesenberg
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