Louis Kolitz, der als Kriegsfreiwilliger – nicht als Kriegsmaler – im Deutsch-Französischen Krieg die Kämpfe um Metz und Orléans miterlebt hat, machte das dort Gesehene wenig später zum Thema mehrerer Darstellungen. Schon auf der Berliner Akademieausstellung 1873 zeigte er drei Werke. »In einer eigenthümlichen und sehr bemerkenswerten Weise hat sich L. Kolitz in Düsseldorf der kriegerischen Vorgänge als Bildstoffe bemächtigt, indem er sie zu stimmungsvollen Landschaften mit tüchtiger figürlicher Staffage verwerthete. Er hat drei derartige Bilder ausgestellt: […] Sehr schön ist dagegen das Bild ›Vor Metz‹, mit düsterer Beleuchtung und dem Transport Gefangener als Staffage« (B. Meyer, in: Zeitschrift für bildende Kunst, 8. Jg., 1873, S. 93).
Der Landwehroffizier Kolitz war mit den Kriegstruppen bis nach Paris gelangt. Dort lernte er die unheroischen Schlachtenbilder von Ernest Meissonier schätzen; sie beeinflußten die kurz darauf entstandenen Darstellungen des Kriegsgeschehens sichtbar. Durch seinen Lehrer Oswald Achenbach war er schon zuvor auf die Beachtung atmosphärischer und koloristischer Momente eingestimmt worden, durch Arnold Böcklins Bilder hatte er die Wirkung silhouettenhaft eingesetzter Ruinen kennengelernt. In dieser fast stimmungsvollen Kriegsdarstellung belebt das helle Rot in den Uniformen der verwundeten oder gefangenen Zuaven die vielfachen Grautöne der preußischen Uniformen und des regennassen Weges. Im Hintergrund sieht man ein abziehendes Unwetter über einem sonnigen Hügel, ein auch symbolisch zu verstehendes Motiv: Die französische Armee hatte unter dem Befehl des Generals Bazaine am 14. August 1870 ihre erste blutige Niederlage erlitten.
Das Bild wurde aus der Großen Berliner Kunstausstellung 1902 vom preußischen Staat für die Nationalgalerie erworben und von dieser wenig später der Kunstsammlung in Kassel, wo Kolitz seit 1879 als Akademiedirektor wirkte, als Dauerleihgabe überlassen (heute Neue Galerie, Kassel). | Angelika Wesenberg
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