Der anonyme, alte Mensch mit vom Leben gezeichneten Gesicht und markanter Physiognomie ist in der Malerei des 19. Jahrhunderts ein häufig wiederkehrendes Motiv: Als prägnante Charakterstudie diente er den Malern nicht nur als Grundlage für später auszuführende Figurenbilder, sondern war ihnen gleichzeitig Thema eigenständiger und entsprechend selbstbewußt ausgestellter Arbeiten. Als Dokument des Menschlichen, des Individuellen stehen diese realistischen Bilder in engem Zusammenhang mit der aufkommenden Psychologie. Auch Adolf Schlabitz wandte sich vor seiner Parisreise 1883/84 und dann wieder um 1909/10 diesem Thema zu. Wohl vor 1909 schuf er unter anderem dieses eindrückliche, geradezu melancholische Bildnis, eines betagten und etwas verwahrlost wirkenden Mannes, der trostlos in die Leere starrt. | Regina Freyberger
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