Den Ausbildungsweg von der Berliner Akademie über Pariser Meisterateliers von Jacques-Louis David oder Antoine-Jean Gros nach Rom sind um 1800 mehrere Dutzend preußischer Maler gegangen. Seit November 1814 war Karl Wilhelm Wach in Paris Atelierschüler bei David und, nachdem dieser 1816 nach Brüssel emigrieren mußte, bei Gros. In Briefen an Christian Daniel Rauch äußerte er sich bewundernd über die malpraktischen Fähigkeiten seiner französischen Mitschüler, über das strenge Naturstudium und das freie Malen ›alla prima‹. All das feuere ihn, der »in diesem Teile ziemlich unbewandert« sei, zur »lebhaften Nacheiferung« an (zit. nach: M. Osborn, Meisterbuch der Kunst, Berlin 1910, S. 24–25). Ein Beleg dafür ist dieser großzügig ausgeführte Studienkopf nach einem Berufsmodell oder einem Künstlerfreund mit Charakterkopf, dessen grüblerisch-romantischen Zug der caravaggeske Kellerlicht-Effekt noch verstärkt. Der Zwiesprache mit dem Betrachter, die durch Kopfwendung und Blick gesucht wird, wirkt die Undeutlichkeit des verschatteten Gesichts verrätselnd entgegen. Auf die akademische Routineaufgabe, die, wohl ohne Vorsatz, ein autonomes Bild entstehen ließ, weist außer dem standardisierten malerischen Vortrag – mit dem flockigen, imprimaturartigen grauen Hintergrund der David-Schule – auch die rote Toga hin. Die praktischen pädagogischen Konsequenzen aus seiner Pariser Lehrzeit zog Wach, als er in Berlin ein Meisteratelier einrichtete, aus dem mehr als 45 Schüler hervorgegangen sein sollen (vgl. A. Raczyński, Geschichte der neueren deutschen Kunst, Bd. 3, Berlin 1841, S. 87–88). | Claude Keisch
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