Die in Westpreußen gelegene mittelalterliche Marienburg wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum nationalen Monument erklärt. Seit 1309 war die Burg Hauptsitz des 1190 gegründeten Deutschen Ritterordens gewesen. Im 15. Jahrhundert, mit der Schlacht bei Tannenberg, begann der Niedergang des Ordens, und die Burg verfiel. Ihre Restaurierung wurde ab 1815 durch Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) nachdrücklich betrieben, Karl Friedrich Schinkel betreute von Berlin aus die Arbeiten. 1818 entstand der Plan zu farbigen Glasfenstern im Sommerremter, einem quadratischen Refektorium mit Mittelsäule im Hochmeisterpalast. Carl Wilhelm Kolbe und Karl Wilhelm Wach wurden mit Entwürfen betraut. Die Glasfenster mit Szenen aus der Geschichte des Deutschen Ordens sollten dessen historische Bedeutung für die Entwicklung Preußens veranschaulichen. Der Kronprinz übernahm die Finanzierung, ausgeführt wurden die Glasbilder von 1821 bis 1827 in Berlin von Heinrich Müller. Seit 1828 waren sie eine Zierde der Marienburg, 1944 fielen sie dem Krieg zum Opfer.
Kolbe schuf für den Kronprinzen nach seinen Fenster-Entwürfen mehrere Ölgemälde (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam). Der Begründer der Nationalgalerie Joachim Heinrich Wilhelm Wagener erwarb ebenfalls zwei Ölfassungen: »Einzug des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen mit seinen Rittern in die Marienburg« (Inv.-Nr. W.S. 117) und »Deutschordensritter als Krankenpfleger in Jerusalem«. Die letztgenannte Darstellung thematisiert die Gründungszeit des Ritterordens, der Ende des 12. Jahrhunderts aus einem Feldhospital vor der belagerten Hafenstadt Akkon hervorging. Kolbes Bild zeigt den Hochmeister Otto von Karpin, der, eine Fackel haltend, einen Verwundeten empfängt. Weitere Verletzte werden die Treppe hinauf ins Spital gebracht. Im Hintergrund orientalische, vom Mond beschienene Architektur. | Birgit Verwiebe
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