Thema des Bildes ist das hintergründige Gespräch über die Quelle des Lebens zwischen Christus und der Samariterin. Mit ihrer Begegnung am Brunnen, von der das Johannesevangelium (Joh 4, 1–43) berichtet, begann die Bekehrung der nicht-jüdischen Samariter zum Christentum. Rechts im Mittelgrund des Bildes sieht man die aus der Stadt Sichar zurückkehrenden Jünger; im Hintergrund ist ein Konglomerat antiker Bauten – Tempel, Pylonen, Minarette – zu sehen, Motive einer heidnischen Welt. Man kann dem Bilde ablesen, es geht um willig und aufmerksam angenommene Belehrung. Eine überdeutliche Linie führt von oben zu Jesu rechter Hand, über seinen linken Arm und den rechten der Samariterin zu deren Herzen. Die Samariterin fungiert hier als Vertreterin ihres Volkes. Dargestellt ist ein bedeutungsvoller Moment Samarias, in dem sich Vergangenheit und Zukunft begegnen.
In der betonten Statuarik und Gebärdensprache sowie in dem bunten Kolorit wird der Einfluß Guido Renis deutlich, nach dem Kretschmar häufig kopierte, zugleich eine Auseinandersetzung mit der Kunst der Nazarener. Auch das Motiv der Begegnung selbst weist auf klassizistisch-nazarenischen Einfluß. | Angelika Wesenberg
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