Julius Grün, Atelierschüler von Carl Begas dem Älteren, spezialisierte sich wie sein Lehrer auf das Porträtfach. Seit der Mitte der 1850er Jahre war er mit Bildnissen auf den Ausstellungen der Berliner Akademie regelmäßig vertreten. Das postume Porträt des einflußreichen Lehrers und Direktors des Breslauer Gymnasiums zu Maria Magdalena (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 327) war ursprünglich vom Schlesischen Kunstverein für das Museum der Bildenden Künste in Breslau angekauft worden. Es zeigt den insbesondere für klassische Philologie begeisterten Karl Gottlob Schönborn (1803–1869), sanft lächelnd, als Gelehrten mit aufgeschlagenem Buch. Am Revers steckt die Schleife des Roten Adlerordens, verliehen in Anerkennung für zivile Dienste.
Ähnlich traditionell komponiert ist das repräsentative Halbfigurenbildnis des Generals Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz (1809–1877, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 1053). Hochdekoriert in Uniform, die Pickelhaube an seiner Seite, blickt der General der preußischen Infanterie ernst, fast streng zum Betrachter. Voigts-Rhetz hatte nach dem Preußisch-Deutschen Krieg von 1866 als Generalgouverneur die damals neue Provinz Hannover verwaltet. In Friedrich von Boettichers »Malerwerken des 19. Jahrhunderts« (Bd. 1/1, Dresden 1891, S. 448, Nr. 10) findet sich der Hinweis auf ein mögliches Pendant zu diesem Bild: das Porträt seiner Gattin, das 1874 auf der Berliner Akademieausstellung zu sehen war (Verbleib unbekannt). | Regina Freyberger
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