Im Oktober 1867 hatte der in München ansässige Maler Eduard Grützner sein erstes Bild eines vom Weingenuß übermannten Mönches geschaffen. Das despektierlich-humoristische Klostergenre wurde schließlich zu seinem Markenzeichen: »Daß ich immer und immer wieder Pfaffen male daran trage ich die Schuld nur zum kleineren Theile. Bei jeder Ausstellung fast heißt es: ›Aber Pfaffen müssen’s sein oder doch wenigstens einige davon darunter sein!‹ Male ich etwas anderes, sagen die Leute: ›es ist kein echter Grützner‹« (E. Grützner an Fritz von Ostini, 20.1.1894, zit. nach: L. Balogh, Eduard von Grützner, Mainburg 1991, S. 11). Als geschäftstüchtiger Künstler fügte sich Grützner dem Wunsch des Kunstmarkts und schuf über Jahrzehnte immer wieder meist nur im Detail variierte, im Temperament aber gleichbleibend herzhaft-idyllisierende Szenen lebenslustiger Mönche. Auch von dem Bild »Spanferkelessen« ist eine etwas größere Variante von 1885 bekannt, die 1910 bei Eduard Schulte in Berlin gehandelt wurde (Verbleib unbekannt; vgl. ebd., S. 197, Nr. 308). Die Darstellungen gemütlicher Völlerei wirken unkritisch und ›einsinnig‹; sie sind nicht wie die Bilder des befreundeten Carl Spitzweg ironisch gebrochen. Grützner, der wie Franz von Defregger Schüler des Münchner Historienmalers Carl von Piloty war, sammelte mit Leidenschaft Antiquitäten der Spätgotik und Frührenaissance für seine Künstlerresidenz. Er war mit seinem anekdotisch-humoristischen Kunstkonzept so erfolgreich, daß selbst die schon zu seinen Lebzeiten auf dem Markt erhältlichen Fälschungen ihm nicht wirtschaftlich schadeten. | Regina Freyberger
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