Als Franz Krüger 1847 in Sankt Petersburg weilte, erhielt er von Zar Nikolaus I. den Auftrag für ein Großformat. Es sollte ein Pendant werden zur 1830 vollendeten »Parade auf dem Opernplatz in Berlin« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 648). Krüger malte die Übergabe des sechsten Brandenburgischen Kürassier-Regiments an Großfürst Nikolaus (I.), die in Potsdam am 20. April 1817 anläßlich der Verlobung des Großfürsten mit der ältesten Tochter von König Friedrich Wilhelm III. stattfand. Der Künstler vollendete das Bild in Dessau, wo er sich im Frühjahr 1849 wegen der Unruhen in Berlin vorübergehend aufhielt. Dargestellt ist der Lustgartenplatz vor der Südfassade des Potsdamer Stadtschlosses, auf dem soeben Reitertruppen, angeführt vom preußischen König und russischen Großfürsten, eintreffen. Im Gefolge sind Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.), seine Brüder Wilhelm (I.), Karl und Albrecht sowie Prinz August zu erkennen. Staubwolken steigen vor dem Turm der Garnisonkirche auf. Das Kürassier-Regiment steht am Rande des Lustgartens in Paradehaltung bereit. Rechts, auf der sogenannten Grünen Treppe des Stadtschlosses, sind – ähnlich wie in der »Parade auf dem Opernplatz in Berlin« – Schaulustige versammelt, allerdings in weitaus geringerer Zahl. Bewacht von Gendarmen, wird dem bürgerlichen Publikum diesmal keine zentrale Rolle zuteil. Demonstrativ wendet sich vorn ein Invalide vom Geschehen ab. Die Ereignisse der Märzrevolution, die Spaltung der preußischen Gesellschaft, scheinen sich hier widerzuspiegeln. Krüger hat die Übergabe 1817 vermutlich nicht selbst erlebt. Beschreibungen und das Gemälde von Carle Vernet »Fahnenweihe preußischer Truppen auf dem Marsfeld in Paris 1814« (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam), das er sich eigens aus dem Königlichen Palais in sein Atelier auslieh, lieferten wichtige Anregungen. Auch verwendete Krüger Porträts von Rauch und Schinkel, die bereits in der »Preußischen Parade« von 1839 zu finden sind (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam). Dem Katalog der Jahrhundertausstellung von 1906 zufolge war der Berliner Maler Carl Graeb an der Ausführung der Architektur beteiligt (vgl. Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875, Ausst.-Kat., Berlin 1906, Kat.-Nr. 927). | Birgit Verwiebe
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