Am plätschernden Brunnen ist ein alter Bauer vor Erschöpfung oder Gram in sich zusammengesunken, das Gesicht in seine Hände gestützt. Die halbblinde Bäuerin an seiner Seite versucht, ihm Beistand zu leisten, doch, so macht Dielitz mit der Lichtregie, der Zweiteilung in verschatteten Vorder- und hoffnungsvoll lichten Hintergrund deutlich, der Schmerz kennt derzeit keinen Trost. Der Anlaß der Verzweiflung bleibt offen, ist nicht vordergründiges Thema des Bildes. Vielmehr geht es Dielitz darum, den Menschen in seinem Elend und seiner Würde wie in einer Momentaufnahme zu schildern – ähnlich zur gleichzeitig immer wichtiger werdenden Fotografie, nur eben in größerem Format und leuchtendem Kolorit. Konrad Dielitz’ Gemälde »Trostworte« von 1904 ist dabei genauso wie Pietro Fragiacomos »Traurigkeit« (1895, Inv.-Nr. A I 570) oder Rudolf Dammeiers »Der Blinde« (1901, Inv.-Nr. A I 712) Ausdruck einer anrührenden Sozialmelancholie. Das Motiv des Bauern, der auf einem Trogbrunnen sitzend sein Gesicht in den Händen verbirgt, hatte Dielitz bereits 1898 auf der Großen Berliner Kunstausstellung unter dem Titel »Müde« gezeigt (Abb. in: Berliner Architekturwelt, 1. Jg., 1899, H. 5, S. 145) und wiederholte es nun in vorliegender Komposition. | Regina Freyberger
de