»Moritur in Deo« (»Er stirbt in Gott«) betitelte der aufstrebende Münchner Maler Bruno Piglhein dieses Frühwerk religiösen Inhalts, eine symbolistisch aufgefaßte Darstellung des sterbenden Christus am Kreuz, dessen Haupt ein hinter ihm schwebender Todesengel behutsam küßt. Das monumentale Bild, erstmals 1879 auf der Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast zu sehen, entzweite die Kritik. »Die Heiligenmaler von Metier, die in der hergebrachten weichlichen Behandlungsweise noch heute eine gewisse Sinecure finden, waren natürlich in corpore dagegen eingenommen. Zu harte Formenbehandlung, zu sehr heroisch aufgefaßt, hieß es. Den Frommen war’s nicht […] heilig genug gedacht« (Kunstchronik, 21. Jg., 1885, H. 37, S. 621). Richard Muther dagegen fand noch Jahre später die kühne Komposition »mit vollendeter Meisterschaft gelöst«, die ganze Arbeit »ein koloristisches Bravourstück« (Zeitschrift für bildende Kunst, 22. Jg., 1887, S. 167). Ein anderer Rezensent rühmte die »Unterweltsbeleuchtung der Szene, dieses ganze Gewölk in seiner düsteren Sonnenfinsternisstimmung […]. Und im Schwung der Linien herrscht eine wahrhaft ekstatische Leidenschaftlichkeit« (Die Kunst für Alle, 23. Jg., 1908, H. 13, S. 306).
Der Essener Industrielle Friedrich Alfred Krupp, so berichtete Hermann Kesser in der Kunstchronik (Kunstchronik, N.F., 14. Jg., 1903, H. 16, S. 253), sah einen Entwurf des Gemäldes im Atelier des Künstlers und beauftragte ihn, das Werk auszuführen. 1894 schenkte Krupp das Gemälde Kaiser Wilhelm II. für die Nationalgalerie (vgl. SMB-ZA, I/NG 1857 (Piglhein), Journal-Nr. 1894/917). Bereits 1885 erhielt Piglhein einen weiteren Auftrag für eine Kreuzigung Christi: ein großes Panoramagemälde, das allerdings bereits 1892 in Wien verbrannte (moderne Rekonstruktion nach zeitgenössischer Kopie in Einsiedeln). – Eine Vorzeichnung zu »Moritur in Deo« findet sich im Skizzenbuch in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München. Radierung von W. Hecht, München. | Regina Freyberger
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