Unter den neun Bildern, die Jakob Philipp Hackert von 1779 bis 1782 im Auftrag des Prinzen Marcantonio IV. Borghese (1730–1800) für den Salone di Lanfranco in dessen Villa auf dem Monte Pincio in Rom malte, waren vier als Supraporten angebrachte Seestücke. Während der Zyklus schon im 19. Jahrhundert verstreut wurde, blieb die Ansicht des Casino Borghese im Besitz der Familie. Von der Gruppe der Seestücke müssen zwei Fassungen ausgeführt worden sein, denn nach dem Tode des Künstlers befand sich das Bild der Nationalgalerie mit drei zugehörigen Kompositionen in seinem Nachlaß. Der bei Ostia gelegene bescheidene Landsitz der fürstlichen Familie wird hier als ein Idyll aus Arbeit und Muße geschildert, das die Zeiten überbrückt: Während die Fischer mit ihren charakteristischen roten Mützen eine urtümlich-zeitlose Tätigkeit ausüben, vertreten die hochgestellten fremden Müßiggänger in ihren modischen Kostümen nachdrücklich die Gegenwart. In dem bildeinwärts spazierenden Paar links, das von einer Dame in Blau begleitet wird, hat man den Prinzen Borghese und seine Frau Anna Maria Salviati (gestorben 1819) zu erkennen gemeint. Das alles ist in Hackerts Œuvre ungewöhnlich: Sehr selten erhalten darin die Figuren, über ihre dienende Rolle als belebende Staffage hinaus, eigenständige Rollen; und erst recht selten bleiben moderne Gestalten oder nüchterne kubische Gebäude in der Art dieses Casinos. Der Zauber des Bildes beruht aber auf der Durchsichtigkeit des Lufttons, der alle Farben rein und jeden Gegenstand selbständig erhält. Der tiefe Horizont erinnert an holländische Landschaften des 17. Jahrhunderts, die der junge Hackert studiert hatte. | Claude Keisch
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