Julius Schrader studierte, wie sein Malerkollege Hermann Stilke, bei Wilhelm Schadow an der Düsseldorfer Akademie. Wie Stilke ließ er sich später, 1848, wieder in Berlin nieder. Bald darauf entstanden ihre großformatigen Bilder. Schrader »war der erste Berliner Künstler, welcher sich mit Entschiedenheit dem Einfluß der belgischen Coloristen Gallait und de Bièfve hingab und aufgrund dieser Anregung einen breiten historischen Stil ausbildete, welcher sich zuerst wieder anheischig machte, bedeutende Vorgänge auch in grossem Maasstabe und mit satter Farbenwirkung zu behandeln«, würdigte Max Jordan das Werk von Schrader (Beschreibendes Verzeichniss der Kunstwerke in der Königlichen National-Galerie, Berlin 1876, S. 235).
Karl I., dessen absolutistisches System früh Opposition hervorrief, die sich bald mit der Person Oliver Cromwells verband, wurde auf dessen Betreiben hin schließlich zum Tode verurteilt und am 30. Januar 1649 hingerichtet. Wie auf dem fünf Jahre zuvor vollendeten Bild »Der Raub der Söhne Eduards IV.« von Stilke (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 239) wird die Mittelgruppe von Vertretern der gegensätzlichen Parteien gerahmt: hier links durch Bischof Jackson als Vertreter der anglikanischen Staatskirche. Rechts sinniert Cromwell, der Mittler protestantischer Gruppen, über diesen, seinen Sieg in den kirchlich-politischen Kämpfen dieser Jahre. Hauptmotiv des Bildes ist der Abschied Karls I. von seinen Kindern, dem kleinen Prinzen von Wales, nachmaligen Jakob II., und der sich zärtlich anschmiegenden Prinzessin, deren mit technischer Meisterschaft wiedergegebenes Kleid die Sinnlichkeit dieser Malerei unterstreicht. – Schwarzkunststich von Hermann Dröhmer. | Angelika Wesenberg
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