Kennzeichnend für die Plastik der Luba ist die vergeistigte Wiedergabe der menschlichen Gestalt. Sie bildet nicht reale Menschen aus der Vergangenheit oder Gegenwart ab, sondern die Sakralität der gesellschaftlichen und kosmischen Ordnung des Königtums, die durch den hier dargestellten, ranghohen Ahnen vertreten wird. Das längliche, gefühlsbetonte Gesicht mit vorstehenden Wangenknochen und hohen, gewölbten Augenbrauen weist diese bewegende Figur als eines der etwa zwanzig heute bekannten Werke des „Meisters von Buli“ aus. Mit diesem Namen wird in der Forschung ein Künstler oder wahrscheinlicher eine Werkstatt bezeichnet, die in vorkolonialer Zeit in der Grenzregion zwischen den Luba und den Hemba arbeitete. Die Figur strahlt aber nicht die jungendlich-zeitlose Perfektion aus, die sonst für die Menschendarstellungen beider Gruppen charakteristisch ist. Sie wirkt älter, reifer, ihr schmächtiger Körper zerbrechlich. Es ist nicht klar, ob dieser elegische Stil einen Bewusstseinswandel oder eine veränderte Auffassung von Königtum und Gesellschaft widerspiegelt, die in Zusammenhang mit den Zeitgeschehnissen standen. Er weist allerdings deutlich auf die Innovationskraft der Kunst der Luba hin. / P.I.
Sammler: Göring
Angaben zur Herkunft:
Werkstatt des Meisters von Buli, Hersteller
Göring, Sammler
19. Jahrhundert
Datierung engl.: 19th century
Kongo (Land/Region)
Luba (Ethnie)
Herstellungsort: Buli (Ort)
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