Noch mehr als bei der Mutter-Kind-Figur pfemba erheben sich Zweifel, ob diese stehende weibliche Plastik als nkisi angesehen werden kann. Nicht nur fehlen ihr die Medizin-Zusätze, auch ihre Funktion ist nicht bekannt. Zwar kann die bittende Stellung mit gebeugten Knien von einem nkisi zur Erfüllung seiner Aufgaben eingenommen werden, und die Kalebassengefäße in den Händen könnten Medizinbehälter sein. Die Tatsache, dass das Stück auf dem frühen Ethnographica-Markt vom Hamburger Händler Johann Umlauff erworben wurde, könnte aber auch ein Hinweis sein, dass sie für die an der Loango-Küste zahlreich vertretenen Europäer geschnitzt wurde. Dafür sprächen auch der ungewöhnliche Stil, die etwas grobe, vereinfachte Gestaltung der Gesichtszüge sowie die starke Betonung von Brüsten und Narbenschmuck – Merkmale weiblicher Erotik, die den europäischen Erwartungen entsprachen. / P.I.
Sammler: Völkerkundliches Museum Johann Friedrich Gustav Umlauff
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