# Helios und Phaeton mit Saturnus und den vier Jahreszeiten
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Inventarnummer: 478
Beschreibung
Die komplexe, relativ seltene Darstellung hat ihre Quelle in den Metamorphosen des Ovid (II, 19-48), die durch die Übersetzung und Überarbeitung von Giovanni Andrea dell`Anguillara (Le Metamorfosi di Ovidio, 1561) zugänglich waren. Der junge Phaëton kniet vor seinem Vater, dem Sonnengott Helios (auch mit Apoll identifiziert) um ihn zu bitten, den links in Hintergrund von den Horen vorbereiteten Sonnenwagen für einen Tag herzuleihen. Ein Wunsch, der tödliche Konsequenzen für den Jungen haben sollte. Helios, unter einem Bogen von Tierkreiszeichen sitzend, ist mit der Leier Apolls gekennzeichnet, Personifikationen der Jahreszeiten umgeben ihn: Zu seiner rechten Seite verkörpert eine junge von Blumen gekrönte Dame den Frühling und reicht Blumen an einigen Amoretten; hinter Phaëton sitzt der Sommer als Frau mit einem Spiegel in den Händen; im Vordergrund liegt rechts der schlafende, betrunkene Herbst neben einer Vase voller Trauben; links die sitzende, frierende Figur des Winters, zu dessen Füßen zwei mit glühender Kohle gefüllten Kohlenbecken ein wenig Abwehr gegen die Kälte leisten. Hinter dem Winter schließlich läuft die geflügelte Darstellung der Zeit, der Titan Chronos, der allerfressende Vater von Zeus. Der greise Gigant isst - wie von Alessandro Della Latta anerkannt - einen Stein: Es war ein Trick seiner Frau Rea, die vermeiden wollte, dass auch Zeus wie der übrige Nachwuchs von Chronos gefressen wurde, und das Neugeborene durch einen Stein ersetze.
Dieses berühmte Gemälde wurde durch Nicolas Pérelle vor 1666 und später auch von dem Florentiner Cesare Fantetti seitenverkehrt gestochen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich zudem um jenes Werk, das zwecks Begutachtung vom Maler und Kunsthändler Jean-Michel Picart in der Académie royale de peinture et de sculpture im Jahr 1674 vorgestellt wurde. Es ist ebenso möglich, wenngleich nicht sicher, dass unser Bild mit dem als „Jahreszeiten“ bezeichneten Gemälde identisch ist, das im Inventar des Sammlers Michel Passart 1684 aufgelistet wird. Seit 1773 gehörte die mythologische Darstellung zur Sammlung Friedrichs II., und wird in Oesterreichs Beschreibung des Neuen Palais in Potsdam aufgeführt.
In der Vergangenheit wurde das Werk zu spät datiert (1633-38), doch scheint es unmittelbar vor 1630 ausgeführt worden zu sein. Es gibt kompositorische Elemente, die z.B. an Poussins Parnass (Madrid, Museo del Prado, 1629: die Figur des Apoll) erinnern oder an dessen Tod des Germanicus von 1628 (Minneapolis, Institute of Arts); letzteres gleicht dem vorliegenden Werk auch in der Farbgebung. Die neovenezianisch orientierte Palette und die antiken Inspirationen schaffen eine Verbindung zu Poussins mythologischen Szenen der späten 20er-Jahre, bei denen es sich um freie Adaptionen von Werken Tizians handelt, besonders auffällig beispielsweise zu dem Midas und Bacchus der Alten Pinakothek, München. In dem herrlichen, damals in der Sammlung des Kardinals Mazarin, jetzt im Institute of Arts in Detroit befindlichen, Gemälde Diana und Endymion finden sich erhebliche Ähnlichkeiten, dazu ein ähnliches Format - identisch in der Höhe, aber 15 Zentimeter breiter -, was eine Wirkung als Pendant des vorliegenden Bildes nicht ausschließt. Auch thematisch gesehen wäre eine Verbindung mit dem Helios und Phaeton nicht auszuschließen, etwa, wenn man das Motiv des von vier Pferden gezogenen Wagens von Apoll/Helios im Hintergrund oben betrachtet. Ebenfalls in Poussins römischen Jahren, doch ein wenig später, wiederholte der Künstler den Wagen des Apoll/Helios, abermals vom Zodiakus umgeben, hoch am Himmel in seinem Reich der Flora (Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister), einem Auftrag des Marquis Valguarnera von 1631. Die Figur des Apoll im Berliner Bild wiederholt sich im Parnass des Prado und in der Figur des Crocus im Dresdener Reich der Flora, einem Meisterwerk der ersten römischen Jahre I Roberto Contini 2019
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 125,1 x 155,7 cm; Rahmenaußenmaß: 147 x 180 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Nicolas Poussin (1594-1665)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=3906)
+ wann: 1629-1630
+ wo: [Frankreich](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=330)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=863862)
## Schlagworte
- [Bild](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=23451)
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Stand der Information: 2021-01-30 18:35:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=863862&resolution=superImageResolution#1040510