museum-digitalsmb
STRG + Y
de
Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [107] Archiv 2021-01-30 18:35:59 Vergleich

Venus, Mars und Amor (Venus, Mars, and Cupid)

AltNeu
1# Venus, Mars und Amor1# Venus, Mars und Amor (Venus, Mars, and Cupid)
22
3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)
4Sammlung: [Malerei](https://smb.museum-digital.de/collection/141)
5Sammlung: [Tafelmalerei](https://smb.museum-digital.de/collection/143)
4Inventarnummer: 1076Inventarnummer: 107
57
6Beschreibung8Beschreibung
7Piero di Cosimo »malte ein Bild, worin Venus und Mars, völlig unbekleidet, auf einer blumenreichen Wiese schlafen; umher sind verschiedene Liebesgötter, welche den Helm, die Armschienen und andere Waffen des Kriegsgottes forttragen; man sieht einen Myrtenhain und Cupido, der sich vor einem Kaninchen fürchtet, auch die Tauben der Venus und andere Liebesattribute sind nicht vergessen. Dies Werk ist zu Florenz im Hause des Giorgio Vasari, der es zum Gedächtnis Pieros aufbewahrt, da er immer an dessen seltsamen Einfällen Wohlgefallen hatte.« So beschreibt Vasari 1568 das heute in Berlin befindliche Bild, das er damals besaß, dessen ursprüngliche Bestimmung wir aber nicht kennen. 9In einer sommerlichen Landschaft ruhen die zwei Liebenden: Mars, der römische Gott des Krieges, hat seine Rüstung abgestreift und schläft, nur mit einem Lendentuch bekleidet, in eleganter Pose. Ihm gegenüber liegt Venus, die nahezu ganz entkleidete Göttin der Liebe, und hat ihren Sohn Amor mit einem feinen Schleier umhüllt und an ihre Hüfte gezogen. Vom Fortgang der Geschichte, die, nachdem Hephaistos, der abscheulich anzusehende Gott des Feuers und Gemahl der Venus, das Liebespaar entdeckt, eigentlich von Betrug und Rache erzählt, zeigt der Maler nichts in diesem stillen Idyll. Geflügelte Putten haben sich der Rüstung des ruhenden Kriegsgottes bemächtigt und zwei turtelnde Tauben verweisen auf das eigentliche Thema der Tafel: Die Liebesbeziehung der Götter und damit die neoplatonischem Vorstellung der Bändigung des Kriegs durch die Liebe. Das Querformat, in das sich die ruhenden Körper der jugendlichen Götter mit eleganter Leichtigkeit fügen, gibt zugleich einen Hinweis auf die ursprüngliche Funktion des Bildes. Derartige Tafeln wurden im Italien der Renaissance anlässlich von Eheschließungen gefertigt und zur Dekoration von Brauttruhen oder Mobiliar als Mitgift überreicht. Dabei evozieren die malerischen Details, die Piero de Cosimo im weichen Gefieder der Tauben, den kostbaren Textilien, der sanften Berührung und der zart schnuppernden Nase des Hasen andeutet, nicht nur sinnliche Freuden, sondern ebenso Anspielungen auf klassische Geschichtsschreibung und Künstlermythen. Die Wiederentdeckung der Antike spielte in der Bildwelt der italienischen Renaissance eine zentrale Rolle. So ist die Beziehung zwischen Venus und Mars als erotische Anspielung auf den Liebesakt nicht nur ein vortreffliches Sinnbild für die Harmonie und den Triumph der Liebe; die lichtdurchflutete Szene spielt zugleich mit einer raffinierten Kenntnis klassisch-humanistischer Gelehrsamkeit; die mit dem Rüstzeug des Kriegsgottes spielenden Putten verraten die Auseinandersetzung mit dem antiken Künstlermythos und evozieren das berühmte Werk des griechischen Malers Aëtion. Er soll das Bild der Hochzeitsnacht von Alexander dem Großen und Roxane gemalt haben, das die Liebesgötter mit den Waffen des Herrschers spielend zeigte. An diese berühmte Szene erinnern Piero di Cosimos scherzende Putten im Hintergrund des Bildes. Die Erinnerung an das berühmte Hochzeitsbild der Antike, das der Glorifizierung des hellenistischen Herrschers und seiner Gattin diente, mag nicht nur als eine heroische Parabel für die Auftraggeber verstanden worden sein; denn es stellt auch ihren Schöpfer in die unmittelbare Nachfolge der großen Maler der Antike, mit deren Viten sich die Künstler der Renaissance erneut auseinanderzusetzen begannen. Den antiken Künstlermythos deutet Piero di Cosimo ebenso mit dem Schmetterling an, der nicht etwa auf dem Knie der Venus selbst sitzt, sondern sich als Trompe-l‘OEil, einem Motiv der »Augentäuschung«, auf dem Bild niedergelassen zu haben scheint und damit die Lebensnähe der Darstellung bestätigen soll. Auch hier bedient sich der Schöpfer eines antiken Sinnbilds künstlerischer Meisterschaft, das sich mit dem Maler Zeuxis verbindet, über den Plinius in seiner Naturgeschichte schreibt, dass er in einem Wettstreit Trauben gemalt habe, die so echt aussähen, dass Vögel versuchten, sie zu picken. So wie der Poet in der Beschreibung mit Worten zu verlebendigen vermag, so erzielt der Maler Gleiches mit dem Pinsel.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::__ The two lovers lie in a summer landscape: Mars, the Roman god of war, has cast off his armour and is asleep, clad only in a loincloth, in an elegant pose. Opposite him lies Venus, the almost entirely naked goddess of love. She has enclosed her son Amor with a fine veil and drawn him to her hip. In this tranquil idyll, the artist shows nothing of the continuation of the story, which in fact tells of deceit and revenge as Hephaistos, the hideous-looking god of fire and the husband of Venus, discovers the two lovers. Winged putti have taken possession of the resting war god’s armour, and two courting doves point to the true subject of the panel: the relationship of love between the two deities and thus the Neoplatonic idea of the taming of war by love. The wide rectangular format, into which the resting bodies of the youthful gods fit with grateful ease, also provides a clue to the original function of the painting. Panels of this kind were made in Renaissance Italy on the occasion of marriages, and presented as a dowry for decorating bridal chests or furniture. Details of the picture that Piero de Cosimo suggests in the soft plumage of the doves, the precious fabrics, the gentle touch and the delicately snuffling nose of the rabbit evoke not only sensual pleasures but also references to classical histories and artists’ myths. The rediscovery of antiquity played a vital role in the iconography of the Italian Renaissance. Thus, the relationship between Venus and Mars, an erotic reference to carnal love, is not only an excellent symbol of harmony and the triumph of love; at the same time this scene, bathed in light, expresses a sophisticated knowledge of classical, humanist scholarship; the putti playing with the war god’s armour reveal exploration of the antique myth of the artist and evoke a legendary work by the Greek painter Aetion. He is said to have painted a depiction of the wedding night of Alexander the Great and Roxana that showed gods of love playing with the ruler’s weapons. Piero di Cosimo’s gambolling putti in the background of the picture are a reference to this scene. This reminder of the famous wedding picture of antiquity, which glorified the Hellenistic ruler and his consort, may be regarded not only as a heroic parable for the person who commissioned it: it also places its creator in direct succession to the great painters of ancient times, whose lives Renaissance artists were once again beginning to explore. Piero di Cosimo also hints at the ancient myth of the artist through the butterfly, which does not sit on the knee of Venus herself but has settled on the painting in a trompe-l’oeil, a “deception the eye”, thus confirming the faithfulness to life of the depiction. Here, too, the creator of the painting is appropriating a motive of artistic mastery from ancient times, here connected to the Greek painter Zeuxis, of whom Pliny reports in his Natural History that in a competition he painted grapes so true to life that birds tried to peck at them. As the poet is able to bring things to life by describing them with words, so the painter achieves the same ends with a brush.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019
8Bekanntlich sind Bildidee und Komposition angeregt von Botticellis fast gleich großer Tafel in der National Gallery in London, die möglicherweise als Hochzeitsbild für die Familie Vespucci gemalt wurde. Ein analoger Anlaß könnte auch bei Pieros Bild angenommen werden. Die Unterschiede zwischen beiden Bildern sind deutlich. Bei Botticelli sind die Figuren dicht gedrängt mit vielen Überschneidungen reliefhaft in der vordersten Bildebene angeordnet. Der Landschaftsgrund bleibt fast abstrakte Folie. Bei Piero ist die Komposition räumlich entspannter, lockerer. Die Figuren, bei denen jegliche Überschneidung von Konturen vermieden ist, sind in eine Landschaft eingebettet, die sich kontinuierlich nach hinten entwickelt, über den Mittelgrund, wo Amoretten mit den Waffen des Mars spielen, bis in die fernsten Meeresgestade. Bei Botticelli sind es Satyrn, die in nächster Nähe mit den Waffen spielen. Einer bläst mit einer Muschel ins Ohr des vom Liebesakt ermatteten, tief schlafenden Mars, um ihn aufzuwecken und zu erneuter Aktivität aufzufordern, auf die Venus zu warten scheint. Piero hat die Satyrn weggelassen, die Drastik der erotischen Anspielungen entschärft. Dafür hat er das sich schnäbelnde Taubenpaar, das Attribut der Venus, die Figur des Amor und das Motiv des Kaninchens eingeführt, das an Amors Hand schnuppert. Das Kaninchen ist ein Fruchtbarkeitssymbol der Venus, aber auch eine sexuelle Anspielung. Venus ist nicht bekleidet wie bei Botticelli, sondern fast nackt. Ihre Augen sind geöffnet, aber sie ist mehr zurückgelehnt und wacht nicht aufgerichtet, kühl über Mars und wartet gespannt auf sein Erwachen. Die Pose des schlafenden Mars, die bei Botticelli auf eine Terrakottafigur Verrocchios (Berlin, Skulpturensammlung) zurückgehen könnte, ist bei Piero anders. Sie ist femininer, derjenigen der Venus mehr angeglichen.
9Das Thema knüpft an antike Vorstellungen an. Die Assoziation der Vereinigung von Mars und Venus mit der Harmonie und Fruchtbarkeit der Natur findet sich bei Reposianus (3. Jahrhundert n. Chr.; »De concubitu Martis er Veneris«) und noch im späten 15. Jahrhundert in Giovanni Pontanos »Eridanus«. Diese Quellen gehen wiederum auf Lucretius (gest. 55 v. Chr.; »De rerum natura«) zurück (Panofsky 1939). Entscheidend ist das Motiv, daß die Liebesgöttin Venus den kriegerischen Mars besänftigt und zähmt. Man hat das Bild auch mit Versen in den »Stanze per la Giostra« des mit Lorenzo de’ Medici befreundeten Dichters Angelo Poliziano in Verbindung gebracht. Piero di Cosimo arbeitete 1480 in der Werkstatt Cosimo Rossellis, nach dessen Vornamen er seinen Beinamen erhielt. Er soll ihn 1481/82 nach Rom begleitet und ihm bei der Ausführung der Fresken in der Sixtinischen Kapelle (1482/84) assistiert haben.
10Wesentlich wichtiger als die Schulung durch seinen Lehrer war der tiefgreifende Einfluß, den er von der bewegten Formensprache und Ausdruckskraft der Werke Filippino Lippis empfing. Auch der eindringliche Realismus der Figuren in Hugo van der Goes’ Portinari-Triptychon, das 1483 in Florenz eintraf und in S. Egidio aufgestellt wurde, machte großen Eindruck auf den jungen Piero. Später wurde er auch von Ghirlandaio, Signorelli und, nach Vasari, von Leonardo da Vinci beeinflußt. Vasari schildert die exz
1110
12Material/Technik11Material/Technik
13Pappelholz12Pappelholz
1413
15Maße14Maße
16Bildmaß: 74,5 x 184,5 cm; Rahmenaußenmaß: 103 x 213 cm15Bildmaß: 74,5 x 184,5 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 74.5 x 184.5 cm, Rahmenaußenmaß: 103 x 213 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 103 x 213 cm
1716
18___17___
1918
2019
21- Gemalt ...20- Hergestellt ...
22 + wer: [Piero di Cosimo](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=141760)21 + wer: [Piero di Cosimo (1462-1521)](https://smb.museum-digital.de/people/141760)
23 + wann: 1505 [circa]22 + wann: 1505 [circa]
24 + wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=197)23 + wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=197)
25 24
26## Links/Dokumente25## Links/Dokumente
2726
28- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=865206)27- [Das Objekt bei SMB-Digital](https://id.smb.museum/object/865206)
28- [Das Objekt bei SMB-digital](https://id.smb.museum/object/865206)
2929
30## Schlagworte30## Schlagworte
3131
32- [Bild](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=23451)32- [Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti](https://smb.museum-digital.de/tag/125574)
33- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/tag/266)
34- [Hügellandschaft](https://smb.museum-digital.de/tag/18483)
35- [Schmetterlinge](https://smb.museum-digital.de/tag/59)
3336
34___37___
3538
3639
37Stand der Information: 2021-01-30 18:35:5940Stand der Information: 2023-04-12 13:47:36
38[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)41[CC BY @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)
3942
40___43___
4144
42- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=865206&resolution=superImageResolution#104177545- https://id.smb.museum/digital-asset/5248231
4346
Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

Das Museum kontaktieren