# Venus und Amor
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 594
Beschreibung
Venus steht auf einem schmalen, steinigen Bodenstreifen vor einförmig schwarzem Hintergrund. Die Göttin der Schönheit und der Liebe wendet sich mit einer leichten Drehung des Oberkörpers dem Betrachter zu, den sie eindringlich mustert. Mit der linken Hand hat sie den durchsichtigen Schleier ergriffen, der in elegantem Schwung vom Haar über Schulter und Hüfte herabwallt. Die rechte Hand ruht auf dem Oberschenkel, während die Finger den Saum des Schleiers berühren. Es bleibt dem Betrachter überlassen, zu entscheiden, ob die Göttin das zarte Tuch schamhaft an den Körper preßt oder bereit ist, sich weiter zu enthüllen. Die direkte Blickwendung und die zu einem rätselhaften Lächeln gebogenen Mundwinkel lassen eher letzteres vermuten. Ohnedies verhüllt der Schleier nur andeutungsweise die unverhohlen zur Schau gestellte Nacktheit, die durch den kostbaren Schmuck, das Armband, die Fingerringe, die Halsketten, und das zu Locken gedrehte Haar zusätzlich betont wird. In der Tat erinnert die Göttin der Liebe an eine entkleidete Dame der kursächsischen Hofgesellschaft. Links neben Venus steht ihr Sohn Amor in tänzerischer Bewegung auf einem niedrigen Postament. Er hält den Bogen in der Linken, während er den Pfeil mit der Rechten bedeutungsvoll in die Höhe hebt. Die Darstellung von Venus und Amor legitimiert sich aus der Tradition astrologischer, literarischer und antikisch-humanistischer Spekulationen. Seine humanistische Bildung hatte Cranach während des Aufenthaltes in Wien zwischen 1501 und 1504 erworben. Manche Anregung erhielt er von dem aus Venedig stammenden Jacopo de’Barbari, seinem Vorgänger als Maler am Hofe Friedrichs III. von Sachsen. Cranach selbst stand seit 1504 in den Diensten des Kurfürsten. Aus dem Jahre 1509 stammt ein Gemälde in der Eremitage zu St. Petersburg, das zu den frühesten Venus- und Amordarstellungen nördlich der Alpen gehört. Der Künstler, der die lateinische Sprache fließend beherrschte, hat auf dem Bild die folgende Inschrift angebracht: »PELLE CVPIDINEOS TOTO CONAMINE LVXVS NE TVA POSSIDEAT PECTORA CECA VENVS« (Vertreibe mit allen Kräften die Fleischeslüste, damit nicht Venus dich beherrsche und blind mache). Venus ermahnt also den Betrachter, mit der Macht des Eros vorsichtig umzugehen und seinen Trieben nicht nachzugeben. Das Berliner Bild zeigt die beiden Figuren in ähnlicher, wenn auch leicht veränderter Haltung. Venus, die im St. Petersburger Bild Amor hindert, seine Pfeile abzuschießen, verhält sich hier eher passiv. Amors drohende Bewegung mit dem gespannten Bogen und dem aufgelegten Pfeil ist so umgedeutet, daß er die verletzende Waffe nurmehr warnend emporhält. Darüber hinaus gewinnt die Gestalt der Venus durch ihre eigentümliche Schreitstellung und den erhobenen Kopf neues Eigengewicht. In ruhiger Gelassenheit stellt sie sich dem Betrachter zur Schau. Die spezifische Aussage wird weniger durch lebhafte Gebärden als vielmehr zeichenhaft veranschaulicht. Die Doppeldeutigkeit des Bildes, das einerseits als Allegorie mit moralischem Anspruch und einer deutlichen Mahnung an den Betrachter auftritt, andererseits jedoch die Sinne anspricht und einer öffent lichen Vorführung des Sinnlichen und Erotischen gleichkommt, ist schwerlich zu übersehen. Dieser Dualismus kennzeichnet auch das von Cranach mehrfach gestaltete Thema von Venus und Amor als Honigdieb. Der wegen seiner Gier nach süßem Honig von Bienen zerstochene Knabe ist warnendes Beispiel dafür, daß der kurze Augenblick der Lust mit tiefem Schmerz erkauft ist (Kat.Nr. 1190).| Rainald Grosshans
SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. links, unten am Rand in Schwarz mit dem Schlagenzeichen
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Venus, the goddess of beauty and love, turns her upper body slightly towards the viewer. She is adorned with costly chains and rings in gold and precious stones. Venus’s son Cupid is standing beside her on a low plinth, with h
Material/Technik
Tannenholz
Maße
Bildmaß: 166,9 x 61,4 cm; Rahmenaußenmaß: 184 x 78,6 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Lucas Cranach (der Ältere) (1472-1553)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=250)
+ wann: 1530 [circa]
+ wo: [Deutschland](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=209)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869233)
## Schlagworte
- [Bild](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=23451)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:37:11
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869233&resolution=superImageResolution#1045519