In einem ovalen Bildfeld ist eine Gebirgslandschaft zu sehen, in deren Zentrum sich eine Kapelle befindet. Ein kleiner Weg führt dorthin, vorbei an einem Kreuz im linken und einem Zaun im rechten vorderen Bildrand. Manche Bereiche des Bildes sind gemalt, andere – wie die Bäume und Büsche – zusätzlich mit kleingeschnittenen Haaren bestreut. Titel oder Signet sind nicht vorhanden. Umgeben ist das Aquarell von einem vielfältigen, kleinteiligen Blütenkranz aus dunklen Haaren, die sich an manchen Stellen bereits löst. Auf der Rückseite des Kastens befindet sich ein Aufkleber des Lübecker Vergolders und Spiegelfabrikanten Heinrich Dreyer. Darunter handschriftlich: »Org. v. C. Meyer 1892«.
Haarbilder gut sichtbar in der Wohnung zu zeigen, bedeutete, sich seinen Gästen als empfindsamer, zu tieferen Gefühlen fähiger Mensch zu präsentieren. Nicht zwangsläufig musste daher das verwendete Haar an eine bestimmte Person erinnern. Wie Peters et al. ausführen, gab es Bilder aus Haaren, die hauptsächlich dekorative Funktion hatten, etwa idyllische Landschaftsdarstellungen. Möglicherweise hielten sie jedoch auch die Erinnerung an größere Reisen wach (1995: 96).
Literatur: Jana Wittenzellner (2020): Haarbilder. Erinnerungen unter Glas. Husum: Verlag der Kunst.
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