Der dünnwandige Becher weist eine steile, leicht konische Gefäßwandung auf sowie einen abgerundeten Boden mit Standfläche. Die Bemalung mit rotbrauner Farbe erstreckt sich über die Außenwand des gesamten Gefäßes. Knapp unterhalb des Randes und oberhalb des Bodens verlaufen je zwei horizontale Linien, welche auf der Außenseite als Begrenzung der Dekoration dienen. Da die doppelten Linien in gleicher Höhe auf der Innenseite zu finden sind, könnte es sich hierbei zudem um eine Dekoration für das Anzeigen einer Füllmenge handeln. Von diesen eingerahmt, kriechen zwei Schlangen aufeinander zu. Beide tragen ein waagerechtes Anch-Zeichen im Maul, ein altägyptisches Motiv, das in der meroitischen Zeit sehr häufig in Kombination mit der Schlange auftritt. Zusammen mit den abwechselnd oberhalb und unterhalb der Schlange aufgemalten Lotosknospen symbolisieren die drei Motive das Leben, die Wiedergeburt und die Ewigkeit. Becher mit Darstellungen dieser Art finden sich häufig in meroitischen Gräbern und sollten, wie auch unser Exemplar, dem Verstorbenen ein geschütztes Leben nach dem Tod garantieren.
(N. Overesch)
Angaben zur Herkunft:
Francis Llewellyn Griffith (27.5.1862 - 14.3.1934), Grabungsleiter
Meroitisch bis Post-Meroitisch
Faras (Sudan / Nubien)
"Meroitic Cemetery"
2004 (Grab)
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