Bereits 1910 schenkte der Regierungsbaumeister und Architekt Paul Wrede dem Museum das unvollständig erhaltene Silbergefäß.
In den über 100 Jahren, in denen sich das Objekt in der Sammlung befindet, hat es eine oder mehrere Restaurierungsmaßnahmen erfahren, über die jedoch keine Dokumentationen vorhanden sind. Ein ganz massiver Eingriff stellte eine großflächige Ergänzung mit Gips dar, die zur Verfälschung des Objektes geführt hat. Durch diese Ergänzung wurde das Gefäß zu einer Flasche mit rundem Boden verändert. Neben der Verfälschung der Form ist die Verwendung von Gips auf archäologischen Metallobjekten nicht fachgerecht. Im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 2014–2017 wurden alle Altrestaurierungsmaterialien entfernt und die originalen Fragmente reversibel aneinandergefügt, so dass nun das komplette Profil des Gefäßes lesbar ist. Obwohl von dem Gefäß nur wenige Fragmente vorhanden sind, ist deutlich erkennbar, dass es sich um ein bemerkenswertes Objekt handelt. Allein das Material Silber verweist auf einen Luxusgegenstand.
Trotz fehlender Provenienz kann heute deren Herkunft rekonstruiert werden. Wir können uns sicher sein, dass sie zu einem Schatzfund gehören, der in dem heutigen Ort Zagazig, auch Tell Basta genannt, dem antiken Bubastis, im östlichen Delta gefunden wurde. Es lassen sich drei Funddaten nennen, von denen zwei nur wenig Tage voneinander entfernt liegen: der 22. September 1906 und 17. Oktober 1906. Inzwischen ist ein weiterer Hortfund dazugekommen der am 9. April 1992 zu Tage gefördert wurde. Wie die amerikanische Ägyptologin Christine Lilyquist durch umfangreiche Nachforschungen aufzeigen konnte, gehören wahrscheinlich alle Berliner Stücke zu dem Konvolut, das bereits am 22.9.1906 entdeckt wurde.
Die dort gefundenen zahlreiche Gefäße weisen die gleichen Formen, Dekorationselemente und zeitgleiche Inschriften auf. Diese Objekte sind heute auf die Ägyptischen Sammlungen in Berlin, Kairo und New York verteilt. Es handelt sich dabei v.a. um Krüge, Becher, Flaschen, Siebe und Schalen. Damit haben wir ein königliches Tafelservice vor uns, das mit Wein in Verbindung steht. Dieser wurde in den Krügen serviert, nachdem er mit den Sieben gefiltert wurde, und anschließend aus den Bechern getrunken. Solch prunkvolles Geschirr wurde nur im Zuge von Festen verwendet.
Eines der Gefäße aus dem Schatzfund ist das hier abgebildete geschlossene Silbergefäß (ÄM 20105). Es ist im Bauchbereich mit einem herzblattförmigen Motiv dekoriert, das schuppenartig ineinander greift und bei dem es sich um die stilisierte Wiedergabe von Weinblättern handelt. Im Halsbereich sehen wir ebenfalls ein florales Dekor, zu dem auch Lotosblütenblätter gehören – das Symbol für die Regeneration im Alten Ägypten schlechthin.
(Jana Helmbold-Doyé)
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