Sowohl die vornehmlich im Tuscheidiom ausgeführte Seenlandschaft mit steilen Hintergrundbergen, wie auch die Architektur der Gebäude und die Kleidung der dargestellten Figuren entsprechen japanischen Vorstellungen von China. Das Nebeneinander von spielenden Knaben und Hofdamen in einer Palastanlage verweist auf die Kombination zweier Bildmotive, nämlich den in der üblichen Betrachtungsrichtung von rechts nach links aufgeführten Personifikationen der vier edlen Künste Zither- und Brettspiel, Kalligrafie und Malerei (j. kinki shoga) mit den in Japan als ‚Chinesen-Kinder ‘ bekannten Jungen bei geselligen Freizeitvergnügungen (j. karako-asobi). Zwei der Schlüsselmotive – Zitherspiel der Hofdame rechts und der einen Drachen malende Knabe links – sind im Innenraum eines Pavillons angesiedelt, während das Brettspiel in einem Boot und Lesen und Schreiben unter freiem Himmel stattfinden. Weitere Miniaturen zeigen die Knaben beim Blumenstecken und Baden (rechts) sowie bei Akrobatik, der Zubereitung von Tee und dem Necken eines beim Studium Eingeschlafenen (links) nicht ohne Humor. Beide Bildthemen wurden in Japan seit dem 16. Jahrhundert, insbesondere auch von Malern der Kano-Schule häufig dargestellt, bisweilen sogar persifliert. Der Maler Chikanobu war der Sohn Kano Tsunenobus und Leiter des Ateliers eines bedeutenden Zweigs des Kano-Familienverbands. Die minutiöse Ausführung und die großzügige Verwendung von Gold und reichen Farben sowie die Gestaltung der Schirmrückseite mit einer Malerei von Regenpfeifern an Fischernetzen verweisen in Verbindung mit dem hohen Status des Malers, der nur ein zurückhaltendes Siegel aufdrückte und nicht signierte, auf einen Auftraggeber aus höchsten Kreisen. Vielleicht war der Schirm sogar für die Präsentation als diplomatisches Geschenk gedacht.
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