Neben den beliebten mittelgroßen Figuren wie die „Kniende“ (B III 123) modellierte Kolbe in der Mitte der 1920er-Jahre auch einige lebensgroße Statuen, die moderne, selbstbewusste Frauen verkörpern. Die „Emporsteigende“ gliedert sich in die Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit ein, die erstmals 1925 in einer gleichnamigen Schau in der Kunsthalle Mannheim vorgestellt wurde. Passenderweise erwarb dieses Museum 1928 ein Exemplar der Statue, ein anderes gelangte im Zusammenhang mit einer Wanderausstellung durch die USA in die Albright-Knox Art Gallery, Buffalo. Insgesamt wurden offensichtlich fünf Güsse in der Berliner Gießerei Noack hergestellt. Zu den Privatbesitzern dieser Statue gehörte die Künstlerin Hannah Weber Sachs (1900–1970; die Figur bis heute in Privatbesitz), die Kolbes Modell für die Skulptur und etliche andere Figuren der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre gewesen war. Die Bronze der Nationalgalerie war 1927 vom preußischen Staat erworben worden, was im selben Jahr vom Künstler-Lexikon Thieme-Becker (Band 21, S. 229) publiziert wurde. Zehn Jahre später gelangte sie als Leihgabe auf Widerruf vom Innenministerium in die Nationalgalerie. Unklar bleibt, wo sich die Figur zwischen 1927 und 1937 befand. Nicht nachweisbar ist außerdem, ob beziehungsweise wie sie zum Eigentum der Nationalgalerie wurde. In den Akten und Publikationen des Museums wurde die Figur häufig mit Kolbes Steinskulptur „Genius“ (B III 77) verwechselt. | Ursel Berger
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