Im Jahr 1913 gehörte Hess zu den Gründern der Münchner Neuen Secession, in der sich Künstler verschiedener Richtungen der Moderne versammelten. Als die Mitglieder der Gruppe als Resonanz auf ihre zweite Frühjahrsausstellung 1915 von einem Teil der Presse als „entartet“ diskreditiert wurden, war davon auch Hess betroffen, der mit seinem an Paul Cézanne orientierten Malstil zu den „Französlingen“ gezählt wurde. Die beiden Gemälde in der Sammlung der Nationalgalerie veranschaulichen diesen stilistischen Bezug: In ihnen sah Hess vom gegenständlichen Detail ab und konzentrierte sich auf eine nuancierte Farbharmonie. Mit tonigen, gedämpften Farben, die er in einer lockeren, aquarellierenden Öltechnik auftrug, hat er eine ruhige, kontemplative Stimmung erzeugt. Die Motive deuten darauf hin, dass Hess seine auf Studienreisen in Frankreich und Spanien gewonnenen Eindrücke verarbeitete. So zeigt die „Landschaft am See“ (A IV 169) eine Meeresbucht, die links von einer steilen Felsenküste und rechts von einem dichten Wald eingeschlossen ist, in dem kaum merklich ein Hausdach auf die Anwesenheit von Menschen schließen lässt. Auch in dem Werk „Im Garten“ (A IV 170) ist die üppige südliche Flora ins Bild gesetzt. Ein säender, im Profil wiedergegebener Mann, zwei in Kübel gepflanzte Palmen sowie ein angedeuteter Zaun weisen auf die Kultivierung der Landschaft hin. Hess wurde 1937 in der nationalsozialistischen Zeitung „Völkischer Beobachter“ anlässlich des „Tages der Deutschen Kunst“ in der Reihe „Münchner Künstlerköpfe“ gewürdigt, bei der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im selben Jahr war er jedoch nicht vertreten. Seine 1927 angetretene Professur an der Akademie der bildenden Künste in München hatte er bis 1946 inne. | Irina Hiebert Grun
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